Einen knappen Kilometer östlich des im Bataveraufstand 69 n.Chr. zerstörten römischen Militärlagers Steinacker (am Südrand der heutigen Xantener Straße) stand das 1136 erstmals genannte Büderich. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts unterhielten die Grafen von Kleve hier eine Zollstätte. Der Zollort Büderich erhielt zwischen 1260 und 1275 vom Grafen Dietrich VII. von Kleve das Stadtrecht nach Weseler Vorbild. Die verkehrsgünstige Lage am Schnittpunkt zweier Handelswege, die Nähe zur klevischen Handelsmetropole Wesel, mit der es durch eine bedeutende Fährstelle verbunden war, sowie der schon 1270 bezeugte und im Herbst abgehaltene vierwöchige Jahrmarkt brachten den Büdericher Bürgern Wohlstand. Spätestens seit 1540 zählte Büderich zu den klevischen Städten, die unter der Führung Wesels als hansisch galten.
Die Stadt war seit dem 14. Jahrhundert durch eine Mauer mit zwei Stadttoren, dem Feld- und dem Rheintor, und zwölf Türmen gesichert. In der Nordostecke befand sich die feste Burg des klevischen Landesherrn. Die Befestigungen wurden nach 1629 durch die niederländische Besatzung modern ausgebaut, jedoch zusammen mit der Burg von der französischen Besatzung im Jahre 1672 geschleift. Kurzzeitig war Büderich sogar Münzstätte: Graf Johann von Kleve (1347-1368) ließ hier Münzen prägen.
Unmittelbar vor der romanischen Pfarrkirche St. Peter stand das Rathaus, das in einer ehemaligen Kapelle untergebracht war. Die Pfarrkirche wurde 1466 durch einen gotischen Neubau ersetzt. Am Eiermarkt wurde um 1460 ein Haus für devote Schwestern gegründet. Das Haus, Gertrudental genannt, nahm um 1470 die Augustinerregel an. Es erfuhr in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Erweiterung, als der außerhalb in Gest gelegene Konvent Mariengeist mit ihm vereinigt wurde. Das Augustinerinnenkloster wurde 1802 aufgelöst. Bereits 1525 waren in Büderich Reformatoren tätig. Die Pfarrkirche wurde ab 1673 aufgrund des Kölner Religionsvergleiches simultan - von Katholiken und Reformierten - genutzt.
Nach zahlreichen befristeten Zollverlegungen zwischen 1472 und 1603 und zeitweiligen Verlegungen anderer Zölle nach Büderich bedeutete die endgültige Verlagerung des Büdericher Zolls nach Rees im Jahre 1603 für die Stadt einen schweren wirtschaftlichen Einschnitt. Der Handel zog an Büderich vorbei, Kaufmannschaft und Schiffer verließen sukzessive den Ort und am Ende des 18. Jahrhunderts fristete er ein kümmerliches Dasein als Ackerbürgerstädtchen mit nicht einmal 1.000 Einwohnern. Diese lebten nun überwiegend von Acker- und Gartenbau. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse fanden Abnehmer in der einwohnerreichen Festungsstadt Wesel. Nach dem verheerenden Hochwasser von 1784, als Eis den Deich eingedrückt hatte und Büderich überschwemmt worden war, hob man nordöstlich der Stadt einen Entlastungsgraben aus, der die Weseler Rheinkrümmung bei Hochwasser entlasten sollte. Der abgetrennte östliche Teil hieß fortan Büdericher Insel. Bereits wenige Jahre später spülten Hochwasser den Entlastungsgraben aus und schufen so einen neuen Hauptstromarm des Rheines.
1794 besetzte Frankreich den linken Niederrhein und sicherte sich ihn 1795 im Sonderfrieden von Basel. Mit dem Vertrag von Schönbrunn im Dezember 1805 fiel die Festung Wesel an das Französische Kaiserreich.
Die Festung wurde umgehend ausgebaut und erhielt zwei neue, große Forts, Bonaparte auf der Büdericher Insel und Napoleon (später Fort Blücher) auf dem linken Rheinufer unmittelbar vor den Toren Büderichs. Als Napoleon nach der verlorenen Schlacht bei Leipzig das rechte Rheinufer räumen musste, befahl er am 8. Dezember 1813, die im Schussfeld des Forts Napoleon liegende Stadt binnen weniger Tage abzubrechen. Die Einwohner konnten ihren Besitz mitnehmen, kamen bei Verwandten unter oder errichteten Nothütten aus Stroh und Holz außerhalb der zerstörten Stadt.
Die Preußen als neue alte Herren gestatteten keinen Wiederaufbau der Stadt, sondern bestimmten 1814, dass aus militärischen Gründen anderthalb Kilometer südwestlich an der Straße nach Geldern (heute B58) eine neue, offene Ortschaft - Neu-Büderich - mit leicht trapezförmigem Grundriss und rechtwinkligen Straßen angelegt werden soll. Statt der alten Simultankirche wurden nun in den folgenden Jahren je eine katholische (1821) und evangelische Kirche (1820, nach Plänen von Schinkel) errichtet. Sie standen ebenso wie das neue Rathaus von 1822 mitten im Ort am Markt. Finanziert wurde der Aufbau teilweise durch französische Entschädigungen. Neu-Büderich war insgesamt großzügig angelegt; an Fläche übertraf es die untergegangene Stadt um das Doppelte. An das alte Büderich erinnerten nur das Patrozinium der katholischen Kirche sowie die Straßennamen.
Büderich, das schon zur Franzosenzeit Sitz der gleichnamigen Bürgermeisterei war, gehörte zum Landkreis Rheinberg und seit 1857 zum neugebildeten Kreis Moers. Die zur Bürgermeisterei gehörende selbständige Gemeinde Ginderich vereinigte sich 1851 mit der Gemeinde Büderich. Die Kirchspiele Büderich und Ginderich bildeten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts das klevische Richteramt Büderich. Der ländlich geprägte Ort erhielt 1878 in Gest einen Eisenbahnanschluss an die Boxteler Bahn, der einen besseren Vertrieb der Agrarerzeugnisse, etwa in das Ruhrgebiet, ermöglichte. In der Nähe des Bahnhofs arbeitete viele Jahrzehnte eine Ziegelei; ferner wird Kies abgebaggert, und eine kleine Fabrik produziert Särge. Mittlerweile eingegangen ist die traditionsreiche Brauerei Hardering.
Nach jahrhundertelangem Fähr- und Schiffsbrückenbetrieb verbindet Büderich und Wesel seit 1917 eine feste Brücke, die mehr als ein halbes Jahrhundert nördlichste Straßenbrücke über den Rhein war.
Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dessen Verlauf in Büderich nur vergleichsweise geringe Schäden zu beklagen waren, richteten die Amerikaner am 20. April 1945 am Ortsrand, auf dem Meerfeld, ein großes Kriegsgefangenenlager ein. Bis zur Auflösung dieses Lagers am 15. Juni 1945 und der Verlegung der Kriegsgefangenen in das Lager bei Rheinberg wurden hier 80.000 deutsche Soldaten gefangen gehalten.
Im Rahmen der kommunalen Neugliederung wurde Büderich 1975 nach Wesel eingemeindet.
Das Wappen der Gemeinde Büderich
Das Wappen zeigt einen Reiter mit auffliegendem Falken auf der linken Hand. Auf der Falkenjagd dargestellt ist Graf Dietrich VII. von Kleve, der Büderich zwischen 1260 und 1275 zur Stadt erhob.
Bürgermeister und Gemeindedirektoren der Gemeinde Büderich
Bürgermeister
von | bis | Name |
---|---|---|
1511 | Swer Kießpenningh | |
1529 | Johan Oirt | |
1533 | Ruprecht Staill | |
1540 | Wilhelm Wanraidt | |
1570 | Derich ingen Alden Rhyn | |
1578 | Adolf van Rolinxwert | |
1602 | Dietherich Froen | |
1625 | Jobst Gommersbach | |
1626 | Jan van Lanck | |
1627 | Jobst Gommersbach | |
1628 | 1629 | Franz van Münster |
1630 | 1632 | Henrich Kanck |
1633 | 1634 | Johan Boegell |
1635 | Franz van Münster | |
1636 | 1637 | Arndt von Rembergh |
1638 | Michael Roß | |
1639 | 1643 | Pouwel von Louwen |
1644 | 1647 | Johan Kaeck |
1657 | Tilman then Haegh | |
1658 | Giesbert Brings | |
1660 | 1662 | Giesbert Brings |
1663 | Adam Orts | |
1667 | Bernd Beste | |
1668 | Henrich van Münster | |
1669 | Johan Driessen | |
1671 | Gerret Knap | |
1673 | Gerret Knap | |
1675 | 1680 | Godert Driessen |
1681 | 1682 | Johan Hartwich |
1685 | Johan Hartwich | |
1690 | Johan Hartwich | |
1696 | 1698 | Johann Drießen |
1699 | Dietherich van der Ruhr (abgesetzt) | |
1699 | 1698 | Jan Drießen |
1701 | Hendrich Mangelmann | |
1706 | 1712 | Hendrich Mangelmann |
1712 | Dietrich Schroeth († 20. März) | |
1712 | Peter Cranen († 31. August) | |
1712 | 1727/28 † | Johann Kerckhoff |
1722 | 1750 † | Johann Caspar Tinneman († 29. November) (ab 1723 Mitbürgermeister) |
1751 | 1760 | Johann Friedrich Bach |
1760 | 1763 † | Johann Wilhelm Cuncell (Akziseinspektor) († 25. März) |
1763 | 1775 | Johann Friedrich Bach (Kriegskommisar und Akziseinspektor) († 1786) |
1775 | 1785 | Johann Heinrich Haller (Akziseinspektor) |
1785 | 1796 † | Heinrich Anton Overbruck (Akziseinspektor) |
1796 | Tillmann Cranen, Schöffe (provisorisch) | |
1796 | 1803/4 | Albert Friedrich Bach (provisorisch: Schwager des Overbruck) |
1804 | 1823 | Johann Terlinden (wohnt nach der Zerstörung in Gest) |
1824 | 1828 | Benjamin Überhorst |
26.12.1828 | 1849 | Ludwig Evertz (auch Bgmr. von Veen und Labbeck), wandert nach Wisconsin aus |
28.10.1850 | 22.04.1875 | Johann Heinrich Aventroth (auch Bgmr. von Veen, war 1849-1850 Bgmr.-Verwalter) |
21.06..1875 | 18.04.1881 | Joseph Nolden |
Juni 1881 | 10.10.1896 | Anton Piekenbrock (†) |
1897 | 1905 | Hermann von Heinsberg, danach Bgmr. in Xanten |
1905 | 1921 | Paul Schlatmann (wird am 1. Sept. 1920 auf eigenen Wunsch für ein Jahr beurlaubt; Vertretung ab 17.12.1920: Beigeordneten Hoffmann und Gröning) |
13.11.1923 | 31.01.1926 | Max Vonnemann (bis 14.1.1924 kommissarisch; wird suspendiert) |
01.09.1927 | 1933 | Johann Wilhelm Staßen (Bürgermeister- Stellvertreter) |
20.07.1933 | 1945 | Fritz Klaar |
08.04.1945 | Sept. 1945 | Johann Wilhelm Staßen |
Okt. 1945 | 1946 | Leo Bartels |
02.10.1946 | 1960 | Bernhard Wanders (†) |
08.04.1960 | 1969 | Bernhard Große Holtforth |
1969 | 1974 | Bernhard Hoffacker |
Gemeindedirektoren
von | bis | Name |
---|---|---|
04.11.1945 | 17.02.1961 | Johann Wilhelm Staßen (†) |
1961 | 1974 | Willi Birkenhauer |