Die völlige Zerstörung der Weseler Innenstadt am Ende des Zweiten Weltkrieges führte notwendigerweise zu einer langjährigen Verlegung des öffentlichen Lebens in die weniger zerstörten Randbereiche der Stadt. Die Verwaltungen, Kirchen oder Schulen waren in Provisorien untergebracht. So richtete sich die Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt ein provisorisches Gotteshaus im Fort Fusternberg ein. Im Geschützgeschoss des um die Mitte des 19. Jahrhunderts erbauten Forts - in der heutigen Krypta - wurde mit der Einweihung am 6. Juni 1947 erstmals ein katholischer Gottesdienst gehalten. Es war von Anfang an geplant, diese Notkirche zu einer Pfarrkirche auszubauen, wozu bereits 1946 der Münsteraner Architekt Hans Ostermann Pläne erstellt hat. Am 5. Juni 1952 konnte die Pfarrgemeinde wieder an die gewohnte Stelle in die neue Kirche an der Brüderstraße zurückkehren.
Unterdessen, am 1. Februar 1952, war die Rektoratsgemeinde Wesel-Fusternberg gegründet worden. Sie übernahm die Notkirche, deren Grund, das ehemalige Fort, bereits im Dezember 1949 der Stadt abgekauft worden war. Als Architekten gewann die neue Gemeinde auf Vorschlag des Diözesanbaurates in Münster den Kölner Hans Schilling. Seine Pläne und sein Modell erfreuten sich einer breiten Zustimmung. Sie zeigten eine doppelstöckige Kirche, im Untergeschoss die zur Krypta nebst Taufkapelle umgebaute Notkirche und im Obergeschoss die hoch aufragende Oberkirche. Da Schilling das ehemalige Fort in seiner Gesamtheit in den Bau miteinbezog, entstand eine parabelförmige Kirche. Die eigenwillige Gestaltung des Innenraumes, des Kirchengebäudes selbst, das - wenn man es von vorne betrachtet - wie ein hoher Schiffbug wirkt, wie auch die extreme Dachbedeckung erregten weithin Aufsehen und Bewunderung.
Auf den Baubeginn musste man allerdings noch fast vier Jahre warten. So lange dauerte es, bis das Generalvikariat in Münster alle Seiten des Bauprojektes geprüft hatte.Am 16. August 1956 begannen die Bauarbeiten, die von dem Weseler Bauunternehmen Josef Vogt ausgeführt wurden. Auf der alten Notkirche, die erhalten blieb und seit der Fertigstellung als Krypta dient, wurde der neue Kirchenbau, die Friedenskirche genannte Hochkirche, errichtet. Am 7. Oktober legte Domkapitular Josef Janßen, der Pfarrer von St. Mariä Himmelfahrt, den Grundstein. Bereits nach einem halben Jahr, am 27. März 1957, feierte die neue Gemeinde das Richtfest. Ein knappes Jahr später war die neue Kirche fertiggestellt.
Die Einweihung der neuen Pfarrkirche „Zu den Heiligen Engeln" fand zu Mariä Lichtmess, dem 2. Februar 1958, statt. Am Tag zuvor, samstags, war Weihbischof Heinrich Baaken aus Münster angereist und hatte die äußere Kirche geweiht und den Reliquienschrein mit Überresten des Hl. Viktor und der Hl. Prudentia in die Krypta verbracht. Am folgenden Morgen wurden feierlich Kirchenraum und Altar geweiht und der Reliquienschrein in den Altar versenkt und verschlossen. Nach der Weihe traf man sich mit den zahlreichen einheimischen und auswärtigen Gästen zum Empfang in der Gaststätte „Am Lilienveen".
(Autor: Dr. Martin Wilhelm Roelen)