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Vesalia hospitalis

An dieser Stelle soll noch einmal der Blick auf die wirtschaftliche Blüte der Stadt geworfen werden, der gleichzeitig etwas über die Menschen vermittelt, die damals wie heute in der Stadt am Rhein leben.

Vesalia hospitalis - gastfreundliches Wesel

Gehen wir also zurück in die Zeit als Herzog Johann III., ein gemäßigter Anhänger der Reformationsbestrebungen, die Geschicke lenkte. Zu Ostern 1540 bekannte sich der Weseler Rat öffentlich zur Reformation. Im Willibrordi-Dom und in der Mathena-Kirche wurden evangelische Gottesdienste abgehalten.

Vier Jahre später erschienen drei Wallonen und baten um Erlaubnis, in der Stadt ihr Handwerk, die Herstellung von feinen Tuchen, fortsetzen zu können. Es setzte sich in den folgenden Jahren ein Strom von niederländischen Glaubensflüchtlingen nach Wesel in Bewegung, da sie hier ungehindert nach ihrer religiösen Überzeugung leben konnten. Vor allem aber brachten sie durch ihre Kenntnisse bei der Verarbeitung von leichten Geweben der Stadt in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine wirtschaftliche Blütezeit. Darüber hinaus wurden die Weseler Kaufleute und Schiffer von den Niederländern, die die Rheinschifffahrt beherrschten, begünstigt.

Als sich die politischen Verhältnisse in den Niederlanden besserten, verließen 1578 viele Niederländer die Stadt. Als Dank für die gewährte Gastfreundschaft überreichte eine Abordnung der niederländischen Gemeinden dem Magistrat zwei silbervergoldete Prunkpokale, je einer als Ehrengeschenk der Wallonen und der Flamen. Der eingravierte Ehrenname "Vesalia hospitalis" gründete auf den Jahrzehnte andauernden politischen und religiösen Schutz, den das damals lutherische Wesel den calvinistischen Flüchtlingen gewährte. Diesem Ehrennamen fühlt sich die Stadt auch heute verpflichtet.