Seit mehr als 40 Jahren gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen in Wesel der Auesee. Es handelt sich hierbei nicht um ein natürliches Gewässer, sondern um den Überrest eines großen Auskiesungsgebiets in der Weseler Aue, dass von Beginn an zugleich als Naherholungsgebiet konzipiert worden war.
Die Verhandlungen zwischen der Stadt Wesel und der Firma Hülskens & Co. wegen der Kiesgewinnung in der Aue begannen im Jahre 1959. Es ging nicht nur um den Abbau von Kies, sondern auch um die Zukunft des Geländes, das der Naherholung dienen und entsprechend gestaltet werden sollte. Für den See waren nicht die üblichen Formen eines Baggersees geplant, sondern geschwungene, an die Kontur der Aue angepasste Ufer und flache, begrünte Uferböschungen. Im See war eine Vogelinsel vorgesehen. Die Firma Hülskens verpflichtete sich zur landschaftlichen Gestaltung des Sees. Vorbild war der Bertasee in Duisburg-Wedau, der als Regattabahn immer noch Weltruf hat. Für den Auesee war ebenfalls eine Regattastrecke vorgesehen, aber auch eine Badebucht mit Liegewiese, ein Restaurant und Wanderwege rund um den See.
Die vertraglichen Vereinbarungen mit der Stadt waren im Mai 1963 unter Dach und Fach, so dass am 29. Mai 1963 Stadtdirektor Dr. Reuber das Projekt der Öffentlichkeit vorstellte. Die Fläche war bereits vorbereitet, der erste Bagger am Ufer platziert und die neuen Zufahrtsstraßen - heute Wanderwege - waren bereits im Bau. Die Auskiesung sollte wenige Tage später beginnen.
Es war vorgesehen, den Kies 20 Jahre lang auf einer Fläche von 110 Hektar abzubauen. Die Fördermenge, die der eingesetzte elektrische Schwimmbagger in den 1960er Jahren aus dem Boden holte, lag bei 1,5 Millionen Tonnen Kies jährlich. Die Auskiesungs- wie auch Seefläche wurde 1971 auf 165 Hektar ausgeweitet. Die Abbauzeit wurde um zehn Jahre verlängert und endete erst 1993.
Der Abraum des Auesees diente anfangs zur vollständigen Verfüllung einer Kiesgrube der Firma Hülskens, die sich ebenfalls in der Aue befand und die zum 1. Juli 1963 geschlossen wurde. Der Rest des Abraums wurde abtransportiert. 30 Jahre lang wurde einerseits mit erheblichem technischen Aufwand Kies gefördert und zugleich für die geplante Renaturierung gesorgt.
Die Fertigstellung des Badestrandes war für 1967 vorgesehen; tatsächlich wurde erst zum 1. Juli 1970 der Badestrand provisorisch eröffnet und erwies sich von Anfang an als voller Erfolg, zog er doch auch zahlreiche auswärtige Gäste an. Die Regattastrecke und die Restauration folgten 1971. Neun Jahre später konnte der Rundwanderweg der Öffentlichkeit übergeben werden. Auf dem See, der bis zu 17,5 Meter tief ist, kann man segeln, windsurfen oder Kanu fahren, aber auch wracktauchen. Dafür wurde im Jahre 2000 eigens eine ausgediente Yacht, die Poseidon, versenkt. Ebenso möglich ist sportangeln.
Der See ist heute Teil eines 885 Hektar großen Rheinaue-Parks, eines Freizeitparks, der vielfältige Möglichkeiten der Erholung und Entspannung bietet. Neben dem 1990 eröffneten Auestadion gibt es unter anderem direkt am Rhein den ebenfalls aufgrund einer Auskiesung entstandenen Yachthafen (1960 eröffnet), den Segelflug- und Motorflugplatz Römerward (1955/56 eröffnet), zu dessen Nivellierung Abraum aus der benachbarten Kiesgrube verwendet wurde, und das bereits vor dem Zweiten Weltkrieg angelegte Rheinbad.
Der größere Teil dieses Freizeitparkes ist mittlerweile Landschaftsschutzgebiet mit einer reichen Flora und Fauna im und rund um den Auesee, der zu den saubersten Seen des Landes NRW zählt. Für Vögel gibt es seit 1995 nicht nur eine Insel, sondern auch Brutflöße als Refugium.
(Autor: Dr. Martin Wilhelm Roelen)