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Stichtag: März 1907 - Die Weseler Hilfsschule nahm ihren Betrieb auf

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25 Jahre nach der Gründung von Hilfsschulen als eigenständige Institution kam es auch in Wesel zur Gründung einer solchen Anstalt. Die Weseler Stadtverordneten beschlossen am 30. März 1906 einstimmig, auf Wunsch der königlichen Regierung eine „Hülfsschule für schwachbegabte Kinder“ in Wesel einzurichten. Ziel der neuen Schule war die bewusste Förderung von schwachbegabten (im Beschluss heißt es: geistig minderwertigen [sic!]) Kindern. Der neue Schultyp entlastete die Volksschulen durch Übernahme der lernschwachen Kinder und hatte eigene Methoden, die Schüler auszubilden. Die Regierung unterstützte die Schule, die von der Stadt unterhalten werden musste, durch eine Anschubfinanzierung.

Als problematisch erwies sich die Unterbringung der Schule, da alle Volksschulen Raummangel signalisierten. Der Schulinspektor erklärte kurzerhand ein Schulzimmer, das sich auf halber Treppe im Wasserwerksgebäude in der Langen Brandstraße 11 befand, zum geeigneten Unterrichtsraum. In dem Gebäude gab es drei Unterrichtsräume, die auch von der Kaufmännischen und der Gewerblichen Fortbildungsschule genutzt wurden. Der paritätischen Schule wurden ursprünglich 22 Kinder zugeteilt, acht aus der evangelischen und 14 aus den katholischen Volksschulen. Aufgrund der konfessionellen Mehrheitsverhältnisse berief man einen katholischen Lehrer, Wilhelm Hagdorn, der eigentlich an der Martinischule unterrichtete und während des ersten Schuljahres einen Hilfslehrerkursus besuchte.

Eröffnet wurde die einklassige Schule im März 1907 mit 24 Kindern, 13 Jungen und elf Mädchen. Zwei Jahre später gab es eine zweite Lehrerstelle und damit eine zweite Klasse, und 1912 eine dritte Klasse nebst dritter Lehrerstelle. Die Schule besuchten pro Jahr etwa 70 Kinder.

Die miserable Unterbringung änderte sich 1913. Die katholische Martinischule konnte sich ihrerseits verändern und im Oktober die umgebaute Schule an der Pergamentstraße, das vormalige Gymnasium, beziehen. Von den beiden freigewordenen Schulgebäuden konnte das Haus Neustraße 70 bezogen werden. Es war ein dreigeschossiges Gebäude, das 1879 als Schule gebaut worden war. Rechts daneben befand sich ein älteres, zweigeschossiges Schulgebäude, das über den Neubau von 1879 erschlossen wurde. Dahinter lag ein ursprünglich kleiner Hof, der an der Festung endete, später jedoch auf das ehemalige Festungsgelände hin erweitert wurde. Die Schule zog zwar von der einen in die andere Randlage, hatte aber den Vorteil, endlich ohne äußere Störung oder Druck sich den Ausbildungszielen zu widmen.

Nachfolger des 1932 pensionierten Schulleiters Hagdorn wurde Herrmann Bachmann, der die Schule unter besonders schwierigen Umständen führen musste. Er trat sein Amt quasi mit der nationalsozialistischen Machtergreifung an, musste für seine Schule kämpfen, die bei der Bombardierung der Stadt im Februar 1945 wie alle anderen Schulen auch ihr Domizil verlor. Der Unterricht, der zuletzt für alle Schulen nur noch in der Böhlschule stattfand, wurde am 1. Februar 1945 eingestellt.

Die Hilfsschule teilte auch nach dem Krieg das Schicksal mit der Böhlschule. Der Unterricht fand in den noch verbliebenen Schulen im Außenbereich und ab April 1949 wieder in der Schule an der Böhlstraße statt. Als letzte aller Weseler Schulen erhielt die Hilfs- bzw. Sonderschule erst im Juni 1961 wieder ein eigenes Domizil, einen großzügigen, modernen Bau am Herzogenring, der zahlreiche Besonderheiten aufwies. Nach 18 Jahren musste die Sonderschule ihren Standort wieder aufgeben und dem Platzbedarf der benachbarten Realschule weichen. Sie bezog die nunmehrige Ellen-Key-Schule am Brüner-Tor-Platz. Die Förderschule wurde am 31. Juli 2015 als Folge der Inklusion geschlossen.

 

(Autor: Dr. Martin Wilhelm Roelen)