Zu den bedeutenden Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts gehört zweifelsohne Johannes Bölitz. Dieser wurde am 29. April 1868 als Sohn des Pfarrers Dr. Paul Bölitz in Wesel geboren. Wie sein Vater widmete er sich der Theologie und war nach Stationen in Monheim und Bingerbrück von 1918 bis zu seiner Emeritierung 1933 Pfarrer an der Willibrordikirche. Von 1940 bis 1945 versah er im Auftrag des Konsistoriums für seinen zur Wehrmacht eingezogenen Sohn Paul den Dienst in den Gemeinden Spellen und Friedrichsfeld. Neben der seelsorgerischen Tätigkeit engagierte sich Bölitz intensiv in der Erforschung der Geschichte seiner Heimatstadt. Er betreute das umfangreiche Archiv der Evangelischen Kirche, verzeichnete es, erfasste die Urkundenkopiare in Regesten und legte zu den evangelischen Kirchenbüchern Wesels das legendäre, 21bändige Registerwerk an.
Johannes Bölitz galt zu Lebzeiten neben Adolf Langhans als der beste Kenner der Geschichte seiner Heimatstadt, was er in vielen Vorträgen hinlänglich gezeigt hatte. Gleichwohl hatte er bis 1952 so gut wie nie publiziert. Seine Schrift über die Weseler Pfarrer seit der Reformation erschien erst in einer von Walter Stempel im Jahre 1978 besorgten Ausgabe. Seine Arbeit über die Weseler Studenten und Schüler des Weseler Gymnasiums gibt es nur in drei von ihm selbst angefertigten Manuskripten: Eines erhielt das Gymnasium, eines das Kirchenarchiv und das dritte behielt er für sich und seine Familie.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges engagierte er sich im Wiederaufbau. Er setzte sich nicht nur für den Erhalt der Willibrordikirche ein, stand dem Willibrordi-Dombauverein als kenntnisreiches Ehrenmitglied zur Verfügung und setzte sich in der Weseler Vereinigung „Kultur und Heimat“, die ihn ebenfalls zum Ehrenmitglied ernannte, für den Erhalt wertvoller Baudenkmäler und Kulturgüter in Wesel ein.
Am 4. April 1952 beschloss der Rat der Stadt Wesel in geheimer Sitzung, Johannes Bölitz die Ehrenbürgerrechte zu verleihen. Gewürdigt wurden seine Verdienste um die evangelische Kirchengemeinde und seine Arbeiten zur Geschichte Wesels. Die Verleihung fand in kleinem Kreise am 29. April, Bölitz‘ 84. Geburtstag, in dessen Wohnung am Viehtor statt. Die Ehrung nahmen Bürgermeister Fournell, Stadtdirektor Dr. Reuber sowie Verwaltungsdirektor Horn vor. Sie nahmen den zufällig anwesenden Minister für Wirtschaft und Verkehr des Landes NRW, Dr. Artur Sträter, mit, der eine Tochter des Politikers Otto Bölitz geheiratet hatte. Bürgermeister Ewald Fournell hob in seiner Laudatio die Bedeutung der Familie Bölitz für Wesel hervor, erinnerte an die verstorbenen Brüder des Geehrten, den Lyriker Martin und den preußischen Kultusminister Otto, und brachte natürlich die Verdienste des neuen Ehrenbürgers zur Sprache. Johannes Bölitz betrachtete in seiner Dankesrede die Verleihung nicht so sehr als persönliche, nur ihn betreffende Angelegenheit, sondern sah die Ehrung vielmehr als Anerkennung für die Leistungen seiner Familie.
Nach Johannes Bölitz, der am 5. Februar 1959 im Alter von 90 Jahren starb, wurde im Jahre 1966 eine Straße benannt. Die Pastor-Bölitz-Straße führt entlang der Willibrordikirche vom Hansaring zur Magermannstraße.
(Autor: Dr. Martin Wilhelm Roelen)