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Stichtag: 27. Juli 1962 - Die Eröffnung des interkontinentalen Fernsprechverkehrs per Satellit

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Was vor 50 Jahren in Wesel begann, ist für uns heute eine Selbstverständlichkeit: die - damals natürlich analoge - Übertragung von Fernsehbildern und Telefongesprächen.

Die 1952 begründete Städtepartnerschaft zwischen Wesel und Hagerstown (USA) erfuhr im zehnten Jahr ihres Bestehens eine besondere Ehrung. Der erste zivile Kommunikationssatellit sollte am 27. Juli 1962 in Betrieb genommen werden. 23 Partnerstädte amerikanischer Städte in Europa sollten mit ihren Partnern in Amerika die ersten Telefongespräche über diesen Telstar genannten Satelliten führen. Deutschland wurde durch Wesel (Partnerstadt Hagerstown) und Berlin (New York) vertreten. Wesel und Hagerstown wurden so für ihre besonders erfolgreiche Partnerschaft gewürdigt. Dieses Weltereignis fand ein enormes Echo in der Presse und wurde entsprechend öffentlich im Lichthof des Weseler Rathauses begangen.

Telstar war ein nur 77 kg schwerer Satellit, hatte einen Durchmesser von 86 cm und wurde am 10. Juli 1962 in Cape Canaveral (Kennedy) mit einer Trägerrakete der NASA in den Orbit befördert. Die NASA betrieb dieses Projekt gemeinsam mit AT&T, einem amerikanischen Telekommunikationsunternehmen. Neben Fernsehübertragungen ermöglichte der Satellit auch Telefonverbindungen. Wegen der stark elliptischen Bahn von Telstar- anders als bei den heutigen geostationären Satelliten - konnten Gespräche nur etwa zehn Minuten lang geführt werden. Daher konnte man auch nicht beliebig telefonieren, sondern musste auf ein entsprechendes Zeitfenster warten.

Die erste Fernsehübertragung nach Europa war bereits am 23. Juli 1962 erfolgt; live und zur besten Sendezeit (20.00 Uhr) konnte man die Pressekonferenz des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy miterleben.

Am Abend des 26. Juli 1962 versammelten sich um 22 Uhr im Lichthof des Weseler Rathauses neben den Offiziellen der Stadt zahlreiche Vertreter von Presse, Funk und Fernsehen sowie Weseler Bürger, um den ersten Satelliten-Fernsprechverkehr mitzuerleben. Das Gespräch selbst fand im Zimmer des Stadtdirektors statt und wurde in den Lichthof übertragen. Eigentlich sollte der Kontakt um 0.15 hergestellt werden, wozu es aber nicht kam. Um 0.42 Uhr war es endlich soweit. Hagerstowns Bürgermeister Winslow Burhans begrüßte in deutscher Sprache die Bürger Wesels und gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass durch den Telstar die Städtefreundschaft offensichtlicher und vertieft werde. Danach antwortete Bürgermeister Kurt Kräcker: „Hallo, Mayor Burhans, herzlichen Dank für ihre Grußworte. Ich bin glücklich, dass die Stadt Wesel als erste Stadt der Bundesrepublik über ihr Wunderwerk „Telstar" mit seiner Schwesterstadt sprechen kann. Zuletzt sahen wir uns im vorigen Jahr in New York, als der Gründer dieser Weltstadt, der in Wesel geborene Peter Minuit, als „Deutscher des Jahres" geehrt wurde. Damals hätten wir beide wohl nicht gedacht, dass wir uns sobald und anlässlich eines solchen historischen Ereignisses wiedersprechen würden. Ich darf ihnen und allen Bürgern ihrer Stadt die herzlichsten Grüße der Weseler Bürgerschaft und auch von mir persönlich übermitteln und sie schon jetzt zum 200jährigen Bestehen der Stadt Hagerstown beglückwünschen. Möge ihre Stadt weiterhin wachsen, blühen und gedeihen."

Nach stürmischem Beifall der Anwesenden übermittelten Stadtdirektor Dr. Reuber und William Brish, beide Vorsitzende ihrer Schwesterstadtkomitees, ebenfalls Grüße an Hagerstown bzw. Wesel. Nach neun Minuten war das Telefonat beendet. An den Telefonen saßen neben den genannten Personen auch zwei Dolmetscher, die von Wesel aus für die Übersetzungen sorgten.

Die Pioniertat von einst ist heute eine Selbstverständlichkeit; die Satellitenverbindung zwischen Deutschland und den USA ist Alltag geworden.

Telstar funktionierte nicht einmal ein halbes Jahr. Er wurde von der Partikelwolke eines außerathmosphärischen Atombombenversuches irreparabel beschädigt und durch Telstar 2 ersetzt.

 

(Autor: Dr. Martin Wilhelm Roelen)