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Stichtag: 21. April 1997 - Das erste Elektroauto der Stadt Wesel

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Elektromobilität in Wesel gab es schon früh und wird nach wie vor gefördert. So werden Botenfahrten der Poststelle des Rathauses seit Sommer 2021 elektrisch mit einem Citroen Berlingo zurückgelegt. Auch der ASG Wesel stellte im Januar 2022 einen elektrischen Opel Corsa in Dienst.

Die Anfänge reichen aber viel weiter zurück. Die Diskussion einer staatlichen Förderung von Elektrofahrzeugen begann in einer Sitzung des Deutschen Bundestages am 17. April 1980. Es sollten Förder- und Einsatzmöglichkeiten für mit Strom betriebene Fahrzeuge ausgelotet werden. Der Einsatz sollte vor allem für Betriebe in öffentlicher Hand – gedacht war vor allem an die Deutsche Bundespost – geprüft werden. Ein erster Sachstandsbericht lag Mitte Februar 1981 vor.

Bereits die vierte Fortschreibung dieses Sachstandsberichts vom September 1992 listet explizit einen Pritschenwagen vom Typ „Colenta Minicab“. Das Gewicht betrage 1.640 Kilogramm bei einer möglichen Zuladung von 370 Kilogramm. Das Fahrzeug könne etwa sechzig Kilometer fahren bis zur nächsten Aufladung und koste 41.500 Mark. In der Stellungnahme des Bundestages heißt es weiter, dass Elektro-Fahrzeuge dieser Art vor allem für gewerbliche Zwecke in Frage kämen. Die technischen Daten des Berichts würden aus einem Angebot des deutschen Herstellers Colenta Elektromobile GmbH an die RWE stammen. Die Karosserie wurde von einem taiwanesischen Hersteller – wiederum ein Lizenznachbau von Mitsubishi aus Japan – übernommen und in deutscher Produktion zum Elektroauto umgerüstet. Die Wagen waren mit 96 Volt Batterien ausgestattet und verfügten über 14 kW Motoren.

Vor allem die Deutsche Telekom AG testete im Einzugsgebiet ihrer Direktion in Köln ab März 1995 den alternativen Antrieb. Als eines von mehreren Modellen wurde – bei einem Gesamtetat von zehn Millionen Mark – auch ein Transporter der Firma Colenta getestet. Hauptabnehmer war jedoch das Energieversorgungsunternehmen RWE, die bis 1995 eine kleine Flotte der elektrisch betriebenen Pritschenwagen – wohl vor allem für Werbezwecke und als Vorführwagen – anschafften. Der Ankaufspreis lag jedoch bereits 1995 deutlich höher als vom Bundestrag 1992 noch angegeben. Anstatt der 41.500 Mark musste die RWE bereits rund 53.000 Mark für ein „Colenta Minicab“ investieren. Aufgrund des geringen Erfolgs hat die RWE dann große Teile ihrer Elektro-Flotte verkauft, u.a. kamen so einige Exemplare in den Besitz von Privatleuten und erfreuen sich immer noch einer kleinen Fangemeinde. Nach kurzen Debatten war bald klar, dass auch die Stadt Wesel eines dieser Fahrzeuge – ein zwei Jahre altes Vorführmodell – übernehmen wollte.

Am 21. April 1997 nahmen schließlich Bürgermeister Bernhard Gründken und Stadtdirektor Erwin Meier die Schlüssel des Wägelchens in Empfang. Die Übergabe nahm Klaus Marxmeier als technischer Leiter der RWE-Regionalversorgung Niederrhein vor. Die Stadt hatte für den Ankauf noch zehntausend Mark aufbringen müssen, weitere 15.000 Mark steuerte die RWE über ihr kommunales Förderprogramm „ProKom“ bei. Das kleine Fahrzeug stand dann dem Amt für Stadtreinigung und Umweltschutz zur Verfügung, sodass auch die Fußgängerzone abgasfrei und ohne Lärmbelästigung gereinigt werden konnte. Bis dahin wurden die Straßen der Innenstadt zu Fuß und mit einer Art Sackkarre gereinigt.

Neben der Anschaffung von Elektroautos förderte die Stadt Wesel, die sich selbst schon als „umweltfreundliche Stadt am Rhein“ bewarb, den Umweltschutz auch durch weitere Maßnahmen. Dazu gehörte die 1997 zum zwölften Mal erfolgte Stiftung eines mit sechstausend Mark Preisgeld dotierten Umweltschutzpreises – 1980 erstmals verliehen –, um das „Bewusstsein für stadtökologische Zusammenhänge“ zu stärken. Auch gab die Stadt noch im gleichen Jahr einen „Exkursionsführer Umwelt“ heraus. Dieser listet außerschulische Lernorte, z.B. die Niederrheinische Wertstoffrückgewinnungsgesellschaft am Lippeglacis für das praktische Erleben der Wertstoffsortierung oder das Turbinenwerk der Siemens AG zur Besichtigung eines modernen Industriestandorts, an dem Umweltschutz bereits aktiv praktiziert wurde.

 

(Autor: Dr. Heiko Suhr)