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Stichtag: 20. Januar 1957 - Übergabe Tanklöschfahrzeug TLF-16

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Das wichtige Thema der Brandbekämpfung hat in Wesel eine lange Tradition. So sah ein Edikt von 1387 eine Strafe von fünf Mark für diejenigen Weseler vor, die ihre Feuerstelle derart vernachlässigten, dass Alarm gegeben werden musste. Seit 1792 hat es eine Feuer- und Brandordnung gegeben, die auch regelmäßige Untersuchungen von Feuerstätten und Kaminen festlegte. Diese Ordnung ist regelmäßig, so 1831 und 1861, modernisiert worden. Anlass dazu gaben meist größere Brände, wie der auf eine mangelhafte Feuerlöscheinrichtung zurückzuführende Großbrand in einer Fabrik in der Niederstraße am 21. Dezember 1830.

Seit dem 1. Juli 1868 existiert die Freiwillige Feuerwehr Wesel, die seit 1895 in der Manier einer Berufsfeuerwehr aufgebaut ist. Bald nach Ende des Zweiten Weltkrieges begann auch die Reorganisation der Freiwilligen Feuerwehr. Zunächst in einer Garage in der Friedenstraße untergebracht, erfolgte schon zum Sommer 1946 der Umzug in das Gerätehaus an der Ecke Kurfürstenring/Poppelbaumstraße. Zu den Aufgaben gehörte auch die Organisation des gesamten städtischen Krankentransportwesens.

Ein stetes Problem der Feuerwehr war, dass gerade im ländlichen Raum kaum Hydranten oder geeignete Wasserentnahmestellen zur Verfügung standen. Sofern es diese doch vor Ort gegeben hat, dauerte der Anschluss der Löschfahrzeuge meist sehr lange, sodass wertvolle Zeit verstrich bis die Feuerbekämpfung beginnen konnte. Abhilfe versprachen moderne Tanklöschfahrzeuge, die aber aufgrund hoher Anschaffungskosten nur zögerlich in Dienst gestellt wurden.

Im Kreis Rees war die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Wesel die erste Einheit, die ab Ende 1956 über ein solches Fahrzeug verfügte. Der Kaufpreis von 44.000 Mark konnte nur dank großzügiger Spenden in Höhe von fast zehntausend Mark aufgebracht werden. Den Aufruf dazu hatte Bürgermeister Helmut Berckel (CDU) gestartet.

Ende Dezember 1956 wurde das Tanklöschfahrzeug – angetrieben von einem 6-Zylinder Mercedes-Benz Diesel mit 115 PS – nach Wesel geliefert und unter Anwesenheit vom gerade gewählten Bürgermeister Kurt Kräcker (SPD) und Stadtdirektor Karl-Heinz Reuber in Dienst gestellt. Der Wassertank konnte 120 Liter pro Minute zur Verfügung stellen und das für immerhin zwanzig Minuten. Die Tankkapazität lag also bei 2.400 Litern. In dieser Zeit war auch unter erschwerten Bedingungen der Anschluss an einen Hydranten oder einen Löschbrunnen möglich, sodass dann – bei Anschluss aller 16 Schläuche – sogar dreitausend Liter Wasser pro Minute zur Feuerbekämpfung zur Verfügung standen. Die Besatzung bestand aus einem sogenannten Wehrführer und fünf weiteren Männern.

Die öffentliche Übergabe von TLF-16 – so die interne Kurzbezeichnung des neuen Fahrzeugs – erfolgte am 20. Januar 1957 in einem feierlichen Akt zunächst am Gerätehaus am Kurfürstenring. Stadtdirektor Reuber lobte dabei, dass die Freiwillige Feuerwehr nun wieder über ein „neues und modernes“ Löschfahrzeug verfüge, um damit „Brände zu verhüten und zu bekämpfen und die Bürgerschaft zu schützen.“

Vor vielen Zuschauern demonstrierte die Weseler Freiwillige Feuerwehr dann am Mölderplatz das technische Können des neuen Fahrzeugs. Die Lokalpresse berichtete stolz, dass es nur sieben Sekunden gedauert habe, bis aus dem Hochdruckschlauch das erste Wasser „gezischt“ sei. In einer zweiten Runde habe es gar nur zwei Sekunden gedauert. Der alte Spritzwagen habe für das Erreichen der Einsatzbereitschaft fast sechs Minuten gebraucht. Vor allem die häufiger auftretenden Probleme, am Einsatzort schnell Wasser verfügbar zu haben – z. B. durch Vereisung der Entnahmestelle oder verzögerten Anschluss an den Hydranten bedingt –, seien nun endgültig behoben.

Nach fast vier Jahrzehnten im Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Wesel wurde TLF-16 ausgemustert. Seit Sommer 2021 befindet sich das Fahrzeug – mit einem Augenzwinkern – wieder in städtischem Besitz. Ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung und begeisterter Sammler alter Nutzfahrzeuge hat sich in seiner Freizeit dem historischen Gefährt angenommen und es liebevoll restauriert.

 

(Autor: Dr. Heiko Suhr)