Dem am 14. November 1876 in Thamsbrück/Kreis Langensalza geborene Heinrich Louis Blankenburg war eine musikalische Karriere nicht in die Wiege gelegt. Seine Eltern, der Landwirt Johann Heinrich Blankenburg und Ernestine Friederike geb. Koch, bewirtschafteten einen Hof. Die Familie war katholisch.
Das musikalische Talent des Jungen zeigte sich schon früh; er gründete mit zehn Jahren ein Tambourcorps und mit 14 besuchte er die Musikschule in Holzminden, in der eine solide Ausbildung erhielt. Der Vater wollte nicht, dass sein einziger Sohn Musiker wurde, sondern hätte ihn lieber auf dem elterlichen Hof gesehen. Als 18jähriger trat Blankenburg in das in Breslau stationierte Musikkorps des Feldartillerie-Regiments Nr. 6 ein. Entgegen den Vorstellungen des Vaters verpflichtete er sich nicht auf zwölf Jahre als Militärmusiker mit der Aussicht auf eine Beamtenkarriere, sondern schied nach zwei Jahren freiwillig aus. Er ging 1898 nach Kaiserslautern, wo er im selben Jahr Helene Weidmann aus Lambrecht heiratete. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. Bis zum Ersten Weltkrieg spielte der Basstuba- und Kontrabassspieler in zahlreichen Orchestern des Rheinlands und Westfalens, so in Elberfeld, Dortmund, Köln, Duisburg und Hagen, wo er seinen zweiten Vornamen in Ludwig veränderte, und dirigierte daneben in Dortmund und Köln.
Während des Ersten Weltkrieges kam Blankenburg, der wegen eines Gallenleidens nicht an die Front musste, als Landsturmmann nach Wesel, wo er anfangs in der Hindenburgstraße, dann in der Viktoriastraße und ab 1932 in der Gartenstraße 1 im eigenen Hause wohnte. Hier heiratete er 1918 - die Ehe wurde 1922 für nichtig erklärt - bzw. 1940 in zweiter Ehe Katharina Auguste Krauthoff aus Wesel. Das einzige Kind aus dieser Verbindung, der am 25. August 1921 geborene Sohn Karl-Heinz, starb 1946 in russischer Kriegsgefangenschaft.
Den Ruhm Blankenburgs als Komponist begründete ein um 1903 in Duisburg komponierter Marsch, der 1906 bei einem Marschwettbewerb eines Londoner Musikverlages den ersten Preis erhielt. Der als „Deutschlands Fürsten" eingereichte Marsch wurde in „The Gladiators Farewell" (Abschied er Gladiatoren) umbenannt und machte ihn sofort bekannt. Der Marsch ist bis heute - vor allem im Ausland - populär. Blankenburg komponierte in den folgenden Jahrzehnten bis zum Jahre 1952 mehr als 1.000 teils sehr populäre Märsche, die ihm den Ehrennamen „Marschkönig" einbrachten. Sie waren zumeist Konzert- und weniger Marschiermärsche. Daneben trat er im In- und Ausland sehr erfolgreich als Gastdirigent auf und brachte es so zu einigem Wohlstand.
Der nur etwa 1,56 Meter große Künstler blieb seiner Heimatstadt Thamsbrück eng verbunden und wurde dort 1937 Ehrenbürger.
Von 1945-1949 lebte Blankenburg in Loikum, da sein Haus in Wesel wegen Kriegsschäden und anderweitiger Belegung nicht bewohnbar war. Die im Haus befindlichen Noten und alles sonstige Material wurden mutwillig vernichtet und das Inventar gestohlen.
Hermann Ludwig Blankenburg starb am 15. Mai 1956 in seinem Haus in Wesel und wurde vier Tage später auf dem Friedhof an der Caspar-Baur-Straße beigesetzt. Zwei Blasorchester gaben ihm das letzte Geleit und spielten neben dem „Sanctus" von Schubert seine Märsche „Mein Regiment" und „ Abschied der Gladiatoren".
Zu Ehren von Hermann Ludwig Blankenburg benannte die Stadt Wesel den Teil der Gartenstraße, an dem der Marschkomponist gewohnt hatte, im Oktober 1966 in Blankenburgstraße um. An 25. Todestag wurde an seinem Haus eine Gedenktafel angebracht. Anlässlich des 120. Geburtstages weihte die Stadt 1996 ein von dem Hamminkelner Künstler Kuno Lange geschaffene Büste des Komponisten ein.
(Autor: Dr. Martin Wilhelm Roelen)