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Stichtag: 13. März 1978 - Umzug des ehemaligen Jungengymnasiums in das Schulzentrum Wesel-Nord

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Das höhere Bildungswesen nicht nur in Nordrhein-Westfalen erfuhr in der ersten Hälfte der 1970er Jahre grundlegende Neuerungen, die die bisherige gymnasiale Bildung wie auch die Unterrichtsanstalt selbst erheblich veränderten. Bis 1974 mussten die Gymnasien die reformierte Oberstufe einführen, bei der die alten Klassen zugunsten eines Kurssystems abgelöst wurden. Damit verschwanden in NRW auch die alten Gymnasialtypen humanistisch, neusprachlich und mathematisch-naturwissenschaftlich. Das 1972 verabschiedete Gesetz zur Koedukation an Gymnasien führte dazu, dass die reinen Jungen- und Mädchengymnasien verschwanden.

Das altehrwürdige Weseler Gymnasium, ein einst humanistisches Jungengymnasium, hatte noch zwei weitere Veränderungen zu verkraften. Zum einen wechselte die Trägerschaft. Die damalige Landesregierung versuchte, staatliche Schulen an Kommunen zu übergeben. Aus dem staatlichen wurde so am 1. Januar 1974 ein städtisches Gymnasium Wesel. Nun gab es zwei städtische Gymnasien, die beide nicht weit voneinander entfernt lagen und Jungen wie Mädchen aufnahmen und nunmehr Gymnasium Wesel-Mitte und Gymnasium Wesel-Nord hießen. Eines - das Gymnasium Wesel-Nord am Herzogenring - musste verlegt werden. Es war in einem staatlichen Gebäude mit beschränktem Areal untergebracht und sollte daher in die Feldmark verlegt werden, wo im November 1974 an der Reeser Landstraße (heute Barthel-Bruyn-Weg) die Arbeiten an einem neuen Schulzentrum begannen.

Die Arbeiten auf dem neuen Areal, auf dem eine Hauptschule, eine Realschule und ein Gymnasium errichtet wurden, dauerten gut drei Jahre. Im März 1978 war das neue Gymnasium bezugsfertig, so dass der Umzug planmäßig in den am 13. März 1978 beginnenden Osterferien vollzogen werden konnte.

Am 10. März, dem letzten Schultag im alten Hause, hatten die Sekundaner eine symbolische Trauerfeier veranstaltet. Teilweise mit Frack und Zylinder gekleidet, trugen sie bei auf Halbmast gehisster Flagge ihre alte Schule mit feierlichem Trompetenspiel symbolisch zu Grabe.

Für den Umzug hatte die Schule nicht nur die gesamten Ferien, sondern auch noch den Montag danach Zeit. Schließlich mussten sich auch die Lehrer erst einmal in ihrer neue Schule einfinden, damit der Unterricht anschließend reibungslos von statten gehen konnte. Der Umzug verlief problemlos. Sekretariat, Lehrerzimmer, Unterrichtsräume und sonstige Zimmer, Speicher und Keller wurden ausgeräumt, verpackt, in die neue Schule verbracht und dort an der richtigen Stelle wieder ausgepackt und eingeräumt. Die Altregistratur von 1823 bis 1945 sowie die Reste der durch den Zweiten Weltkrieg stark dezimierten Schul- bzw. Lehrerbibliothek gingen nicht an den neuen Standort, sondern wurden dem Stadtarchiv übergeben. Während des Umzuges waren noch Handwerker im und am Schulzentrum zu sehen, die letzte Hand anlegten und Restarbeiten erledigten.

Am Dienstag, dem 4. April 1978, nach dem Ende der „verlängerten" Osterferien, nahm das Gymnasium Wesel-Nord, das erst sechs Jahre später in Konrad-Duden-Gymnasium umbenannt wurde, ohne nennenswerte Schwierigkeiten den Schulbetrieb im neuen Schulzentrum auf. Das alte Gebäude am Herzogenring wurde umgebaut und am 19. Januar 1984 zog das Amtsgericht ein, das bis dahin in der Ritterstraße untergebracht war.

 

(Autor: Dr. Martin Wilhelm Roelen)