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Stichtag: 12. Oktober 1555 - Die Geburt von Peregrinus Bertie

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Nach dem Tod des englischen Königs Eduard VI. (1547–1553), der sich dem Calvinismus gegenüber sehr offen zeigte, und dem nur kurzen Intermezzo unter Jane Grey begann unter der neuen Königin Maria ab Juli 1553 eine Rekatholisierungspolitik. Neben den auf der Insel lebenden wallonischen Religionsflüchtlingen verließen auch viele evangelische Engländer das Land und suchten auf dem Kontinent nach sicheren Orten. Ein Teil von ihnen entschied sich für das evangelische Wesel, wo bereits wallonische Flüchtlinge lebten und das seit einigen Jahren in engem Kontakt zu gleichgesinnten Engländern stand, die zahlreiche Bücher in Wesel drucken ließen.

Unter den Flüchtlingen, die nicht vor Anfang 1554 in die Stadt kamen, befanden sich eine Reihe hochrangiger Personen, darunter Miles Coverdale, vormaliger Bischof von Exeter, sowie die Herzogin Katharina von Suffolk, Tochter des William Baron Willoughby de Eresby, und ihr zweiter Ehemann Richard Bertie.

Am 12. Oktober 1555 wurde Katharina Bertie von einem Jungen entbunden, der zwei Tage später in der Mathenakirche vom dortigen Pastor Heinrich Bommel auf den Namen Peregrinus (Peregrine) getauft wurde. Der seltsame Vorname – er bedeutet „Fremdling, Wanderer, Pilger“ – weist nachdrücklich auf die Situation der Familie hin. Wie wichtig ihnen ihr Erstgeborener war, macht auch im November 1555 eine Eingabe an den Weseler Rat deutlich. Die Eltern forderten ihn auf, in den städtischen Annalen über die Geburt von Peregrinus zu berichten, der so genannt wurde, weil er in der Fremde (terra peregrina) den frommen Eltern von Gott geschenkt wurde.

Die Familie verließ spätestens Ende März 1557 Wesel und zog über Straßburg und Frankfurt am Main nach Polen. Die Engländer mussten gehen, weil sie sich nicht der Augsburger Konfession, dem in Wesel gültigen Glaubenskenntnis, unterwerfen wollten. Nach der Thronbesteigung von Elisabeth I. 1558 kehrten die Berties nach England zurück, wo Peregrinus im Jahr darauf formal Engländer wurde.

Knapp zwanzig Jahre später heiratete Peregrinus Bertie, 13. Baron von Willoughby de Eresby, Mary de Vere, Tochter des Earl of Oxford. Das Paar hatte fünf Söhne und eine Tochter. Er war Mitglied des House of Lords und diente der englischen Krone als Diplomat in Dänemark, Frankreich und den Niederlanden sowie als General der englischen Truppen, die die abtrünnigen Niederlande gegen die Spanier unterstützten. 1590 befehligte er eine englische Einheit in der Normandie, um dort dem Hugenotten Heinrich von Navarra, der im Jahr zuvor als Heinrich IV. den französischen Thron bestiegen hatte, beizustehen. Zuletzt war Willoughby Kommandant der nordenglischen Festung Berwick-upon-Tweed, wo er am 25. Juni 1601 starb. Begraben wurde er in der Willoughby-Kapelle der St James Church in Spilsby/Lincolnshire. Dort ruhen auch seine Eltern.

In Wesel erinnert heute noch eine von der Familie errichtete Gedenktafel im Willibrordi-Dom an Peregrinus Bertie. Die Angelegenheit war ihr so wichtig, dass der Urenkel Karl Bertie, der als englischer Diplomat im Heiligen Römischen Reich tätig war, das beschädigte Denkmal 1680 erneuerte. Die Tafel überstand auch, sieht man einmal von der Krone über dem Wappen ab, nahezu unbeschädigt den letzten Krieg. Die vergoldete Inschrift weist allerdings Ungereimtheiten auf. Die Tafel hängt definitiv in der falschen Kirche, weil ausdrücklich die Geburt in der Vorhalle dieser Kirche betont wird, was nur auf die Mathenakirche zutrifft. Vielleicht kannte die Familie später nicht mehr die korrekten Umstände oder sie zog einfach nur die repräsentative Altstadtkirche dem Gotteshaus in der Vorstadt Mathena vor.

 

(Autor: Dr. Martin Wilhelm Roelen)