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Stichtag: 10. Juli 1963 - Einweihung vom City-Hochhaus

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Wesels Skyline wird anders als die berühmte von New York nicht von Wolkenkratzern geprägt, sondern viel eher von Niederrheinbrücke, Fernsehturm, Berliner Tor und Willibrordi-Dom. Trotzdem hat es im Wesel der 1950er Jahre einen kleinen Boom im Hochhaus gegeben. So versuchte man, auf relativ geringer Grundfläche möglichst viele Wohneinheiten zu schaffen, um die akute Wohnungsnot zu lindern. Dieses Thema war vor allem für den Weseler Stadtdirektor Dr. Reuber eine Herzensangelegenheit, sodass er u.a. ein eindringliches Fotoalbum anlegen ließ zur Dokumentation des Wohnungselends in seiner Stadt. Bis Anfang der 1960er Jahren wurden schließlich am Grafenring, im Hauptdurchgangslager für Flüchtlinge, an der damaligen Uhlandstraße und auch an der Esplanade Hochhäuser errichtet.

Schon in den späten 1950er Jahren diskutierten Weseler Stadtvertreter, was mit einer großen Grünfläche an der Esplanade geschehen sollte. Dieses Grundstück, überwiegend im Besitz des Bauvereins, sollte zunächst als Spielplatz umgewidmet werden. Bald kam aber der Gedanke auf, darauf ein vier- bis fünfgeschossiges Hochhaus zu errichten. Dieses sollte architektonisch als bewusster Kontrast zu der „Gleichförmigkeit der bisherigen Bebauung“ konzipiert werden. Im Sommer 1958 regte der Bauverein gar ein zehngeschossiges Hochhaus an, das aber keine Zustimmung fand. Vielmehr genehmigte der Weseler Rat in seiner Sitzung am 18. Dezember 1958 den Bau eines achtgeschossigen sogenannten Punkthauses mit einer Gesamthöhe von etwa 25,70 Metern. Diese Sonderform des Hochhauses zeichnet sich durch ein in der Mitte des Gebäudes gelegenes Treppenhaus aus; also um eine zentral gelegene Innenanlage, um die sich die Wohnungen gleichmäßig verteilen. Den Bau ausführen sollte der Bauverein, an dessen kleines Verwaltungsgebäude das Hochhaus direkt angeschlossen werden sollte.

Der Rohbau war bereits im November 1959 von der Weseler Firma Termier fertiggestellt worden und wurde mit einer großen Feierlichkeit, bei der der obligatorische Richtkranz von einem Baukran auf das Dach gezogen werden musste, eingeweiht. Die lokale Presse berichtete euphorisch, dass bald 22 Familien ein neues Zuhause fänden. Die Balkon- und Loggiabrüstungen seien als farbige Felder ausgeführt, die einen Kontrast zu den Wandflächen böten und ungemein auflockernd wirkten. Dahinter steckte ein belgisches Patent. Auf die Betonwände sind dazu Holzrahmen angebracht worden, an denen wiederum ein „Gewand mit einer Art emaillierter Oberfläche“ befestigt wurde. Als besondere Herausforderung des Baus hatte sich vor allem die Gründung des Hochhauses erwiesen. Der Boden war aufgrund der besonderen Weseler Geschichte als Festung nicht tragbar, denn der Unterboden bestand aus einem verfüllten Festungsgraben, sodass eine aufwendige Tiefenverdichtung notwendig wurde.

Das Hochhaus verfüge – so die Presse weiter – über einen Aufzug, eine Zentralheizung und einen großen Müllschlucker und erfülle damit alle modernen Standards. Die im nördlichen Teil des Hauses gelegenen Wohnungen hätten vier Zimmer mit gut achtzig Quadratmeter Wohnfläche, die im Süd gelegenen drei Zimmer mit rund acht Quadratmetern weniger Fläche.

Zu diesem Zeitpunkt rechnete man mit einem Bezug der ersten Wohnungen noch im April 1960. Nach Beschwerden von insgesamt sechs direkten Nachbarn konnte dieses vierte Hochhaus zunächst nicht vollendet werden. Bis Anfang des Jahres 1962 erreichten die Stadt und die Fraktionsvorsitzenden des Weseler Rates mehrere Protestschreiben, in denen bauordnungsmäßige Mängel angeprangert wurden. Ein achtgeschossiges Gebäude sei schlicht im Baustufenplan der Stadt Wesel nicht vorgesehen. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf entschied jedoch im Juni 1962 im Sinne eines Vergleichs, dass der Bau zulässig war, sodass die Bauarbeiten nach der neuerlichen Verzögerung doch fortgesetzt werden konnten.

Am 10. Juli 1963 wurde das zu dem Zeitpunkt höchste Weseler Wohnhaus schließlich fertiggestellt, das bald als City-Hochhaus stattbekannt wurde. Den eigentlichen Zweck – die akute Wohnungsnot zu lindern – erfüllte das Gebäude umgehend. Aber auch die stadtplanerische Aufwertung der umliegenden Straßenzüge gelang nachhaltig. Dazu trugen auch die im Erdgeschoss gelegenen Ladenlokale und eine Gaststätte bei. Auf fünf Geschosse verteilten sich die Wohnungen, zwei Geschosse standen für gewerbliche Nutzung zur Verfügung. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung waren bereits alle Wohneinheiten und gewerblichen Flächen langfristig vermietet.

 

(Autor: Dr. Heiko Suhr)