Hätte man vor 500 Jahren in Wesel jemanden gefragt, wer denn der reichste Mann der Stadt wäre, hätte es nur eine Antwort gegeben: Heinrich Bars genannt Olisleger (auch Alyschläger). Unter den zahlreichen, sehr wohlhabenden Kaufleuten Wesels gab es in der Blütezeit, dem späten 15. und 16. Jahrhundert, einige, die aufgrund ihres besonderen Reichtums, Auftretens und Einflusses herausragten. Ihr auffälligster Vertreter, ein Crassus und Krösus, war eben jener Heinrich Bars genannt Olisleger.
Um 1450 wurde dem Weseler Kaufmann Johan Bars ein Sohn geboren, der den Vornamen des Großvaters, Heinrich, erhielt. Johan Bars war nicht nur ein erfolgreicher Kaufmann, sondern gehörte, wohl qua Heirat, der Oberschicht an und saß seit 1475 im Rat. Er war zweimal Stadtrentmeister, was für sein Vermögen spricht, und wurde 1483 Schöffe. Es gab nur zwölf Schöffen, die alle auf Lebenszeit amtierten. Die Karriere seines Sohnes Heinrich war damit vorgezeichnet. Er heiratete Margareta Kronenberg, die Tochter eines Ratsherren, war Kaufmann und der Rat hätte ihm offen gestanden, wenn er nicht am 11. Juni 1476 im Jähzorn einen Knecht erschlagen hätte und deswegen Wesel verließ. Sein Fall wurde beim Herzog in Kleve verhandelt und endete wohl mit einer Begnadigung. Heinrich ging in die Fremde und war als Kaufmann im hansischen Handel mit Flandern und England äußerst erfolgreich und war spätestens 1486 als schwerreicher Mann zurück in Wesel. Er versuchte, beim Kaiser ein Begnadigungsmandat zu erwirken, trat der exklusiven Olf-Bruderschaft bei und wurde 1499 in den Rat gewählt. Es gab sofort Proteste, die schließlich mit einer Schlichtung beim Herzog endeten. Olisleger durfte ein politisches Amt ausüben; 1500 und 1501 wurde er wieder in den Rat gewählt und verzichtete danach auf eine weitere politische Betätigung in Wesel. Im Rat saßen nun andere Familienmitglieder, sein Bruder Gerhard, sein Neffe Johann und sein eigener Sohn Tillmann.
Stattdessen trat Heinrich Bars 1509 in den Landesdienst und wurde klevischer Landrentmeister und Rat. Er war nun Finanzier des Herzogs, besaß neben Häusern in Köln und Wesel nun auch eines in Kleve. 1519 etwa wurde ihm das Herzogsschloss in Wesel inklusive lebenslangem Wohnrecht verschrieben. Seine finanzielle Potenz kam aber auch der Stadt Wesel zugute, die ihn bisweilen um Anleihen anging.
Olisleger war in zweiter Ehe mit der Adligen Odilia van Dript verheiratet. Aus dieser Ehe stammt der spätere klevische Kanzler Dr. Heinrich Olisleger. Aus beiden Ehen gab es zahlreiche Kinder; die Töchter waren gute Partien, die entsprechend den Vorstellungen des Vaters vor allem mit Männern aus der Weseler Oberschicht verheiratet wurden und Mitgiften von bis zu 10.000 Goldgulden erhielten. Die Söhne aus erster Ehe, Johann und Tillmann, wurden bei der zweiten Heirat abgefunden. Die vier Söhne aus zweiter Ehe, Dr. Heinrich, Bernd, Johann und Christoph, erbten das enorme Vermögen.
Dass Wesel seine Heimatstadt war, hat Heinrich Bars nie verleugnet. Hier ließ er eine eigene Kapelle mit dem Dreikönigsaltar im Willibrordidom bauen, für die er eine Vikarie mit zwei Vikaren stiftete und die als Grablege der Familie dienen sollte. Der überdimensionale Grabstein ist noch heute zu sehen. Hier baute er sich nach 1521 ein neues großes Wohnhaus an der Dimmerstraße. 1524 stiftete er in der Torfstraße ein nach ihm benanntes Gasthaus für zwölf bedürftige Männer aus Wesel, versah die Stiftung mit großzügigen Geldmitteln und errichtete selbstverständlich ein ansehnliches Gasthaus.
Am 4. April 1529 starb Heinrich Bars genannt Olisleger in seinem Haus in Köln. Beerdigt wurde er in der nach ihm benannten Kapelle im Weseler Willibrordidom.
(Autor: Dr. Martin Wilhelm Roelen)