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Stichtag: 03. März 1951 - Ein neues Heim für die Kolpingsfamilie

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Zu den ältesten kirchlichen Vereinen Wesels gehört die aus dem hier im September 1859 gegründeten katholischen Gesellenverein hervorgegangene Kolpingsfamilie Wesel. Das Vereinshaus, in dem die wandernden Gesellen unentgeltlich untergebracht und verpflegt wurden sowie die Vereinsaktivitäten wie Schulungen, Vorträge, Familienabende oder Theaterabende stattfanden, befand sich seit 1888 in der Steinstraße. Dort war die dem Verein zur Verfügung gestellte ehemalige Gaststätte „Zum Zepter" zum Gesellenhaus umgebaut worden.

Den Untergang der Stadt Wesel überlebte auch das Gesellenhaus nicht; der Verein, der während des Dritten Reiches seinen Namen in Deutsche Kolpingsfamilie änderte, konnte das Haus zwar halten, aber am 16. Februar 1945 es fiel den Bomben zum Opfer.
Die heimkehrenden Vereinsmitglieder nahmen das Vereinsleben wieder auf und erhielten mit Hilfe der Stadt eine neue Unterkunft in einer Militärbaracke an der Blücherstraße. Hier fand 1947 auch, gemäß der alten Hausdevise „Frohsinn und Scherz", die erste Karnevalsveranstaltung nach dem Kriege statt.

Da die Notunterkunft bald zu klein wurde, wurde 1950 der Bau eines neuen Hauses in Angriff genommen. Bauplatz war nicht das Grundstück des zerstörten Gesellenhauses in der Steinstraße, sondern das Grundstück des ehemaligen Aloysiushauses am Nordglacis. Die Grundsteinlegung fand unter großer Anteilnahme am 18. Mai 1950 statt. Als Grundstein diente ein Stein aus der zerstörten Kirche St. Mariä Himmelfahrt. Architekt war Hugo Willing; die Bauausführung übernahm die Firma Termier.

Der Bau des dreigeschossigen Gebäude kam auch aufgrund freiwilliger Arbeitsleistungen zahlreicher Mitglieder der Kolpingsfamilie so gut voran, dass bereits am 3. September 1950 das Richtfest gefeiert werden konnte. Der Anteil der Eigenleistung lag bei unglaublichen 30.000 DM; zur weiteren Finanzierung trugen neben dem Verein auch die Stadt, die Kirche und das Land NRW bei.

Eingeweiht wurde das neue Kolpinghaus am 3. März 1951. Es war, wie so viele Bauten in der Zeit des Wiederaufbaus, nutzbar, aber natürlich noch nicht fertig. Der Saalbau und die darunter liegenden Kegelbahnen sollten erst in einer zweiten Baustufe errichtet werden; zudem fehlte noch die äußere Verputzung. Das komplett unterkellerte neue Haus, das unter den Schutz der Heiligen Josef und Johannes Don Bosco gestellt wurde, verfügte über einen Tagesraum samt Büffetraum im Erdgeschoss, einen Aufenthaltsraum sowie ein Schulungszimmer für Lehrlinge und Gesellen im ersten Stock und ein Jugendwohnheim für 30 Jugendliche im zweiten Stock. Dort befand sich auch die Hausmeisterwohnung. Stolz war man auch auf die moderne, elektrische Küche. Nach dem Aufbau des Hauses galt es nun, den Aufbau des Geistigen voranzutreiben, also das Haus wieder mit stiftungsgemäßen Leben zu füllen und die sozialen und kulturellen Vereinsziele zu fördern. Damit begonnen hatte man bereits einen Monat vor der Einweihung - mit der ersten Karnevalssitzung im noch unfertigen Haus.

Ein spezielles Geschenk zur Einweihung überbrachte die Stadt Wesel. Als Zeichen besonderer Anerkennung hatte der Stadtrat einstimmig beschlossen, die Verbindungsstraße zwischen Herzogenring und Breiter Weg in Kolpingstraße umzubenennen.

 

(Autor: Dr. Martin Wilhelm Roelen)