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Stichtag: 02. Januar 1975 - Eröffnung des Centrums

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Den Verkauf des Mathena-Rathauses im Sommer 1970 nutzte die Stadt Wesel, um einen großzügigen, zweiteiligen Neubau zwischen Klever-Tor-Platz und Kornmarkt zu errichten. Am 18. März 1971 fiel in der letzten Sitzung im alten Rathaus die Entscheidung für diesen Bauplatz; er war groß genug, um auch ein schon länger favorisiertes Bildungszentrum aufzunehmen. Zum Klever-Tor-Platz hin sollte das eigentliche Rathaus erstehen und vor dem Kornmarkt das heute Centrum genannte Bildungszentrum, ein Haus für alle Kultureinrichtungen der Stadt. Im August 1972 wurde die Baustelle eingerichtet. Man hob erst einmal die Baugrube für das Rathaus aus und trieb diesen - wesentlich größeren - Neubau voran. Die Arbeiten am Bildungszentrum begannen erst im Frühjahr 1973. Dass man hier auf historischen Boden arbeitete, zeigte sich am 24. Mai 1973. Bei den Ausschachtungsarbeiten stieß man auf einen mittelalterlichen Brunnen, der zum ehemaligen Herzogsschloss gehörte und Keramik des 13. bis 15. Jahrhunderts enthielt.

Das neue Gebäude wurde im Osten an das hintere Bühnenhaus angebaut und mit ihm verbunden. Den drei Einrichtungen, die hier untergebracht werden sollten - Kulturamt mit Städtischem Museum und Bühnenhaus, Stadtbücherei und Volkshochschule - wurden 5.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung gestellt.

Bezogen wurde der Neubau ab Oktober 1974 und damit einem Monat später als das neue Rathaus, welches bereits am 2. November 1974 feierlich eingeweiht wurde.

Das großzügig gestaltete und 11,8 Millionen DM teure Bildungszentrum öffnete am 2. Januar 1975 für das Publikum.

Die Volkshochschule konnte erstmals den größten Teil des Unterrichts in einem Hause durchführen. Die Arbeitsbedingungen mit zahlreichen modern ausgestatteten Unterrichtsräumen - darunter einer Gymnastikhalle, einem Clubraum mit 60 und einem Vortragssaal mit 100 Plätzen - waren auf der Höhe der Zeit. Das Programm wurde daher stark erweitert. Es war nun auch möglich, Kurse am Nachmittag und am Wochenende durchzuführen.

Am 11. Januar eröffnete das Kulturamt in der Galerie im Centrum die erste Ausstellung. Gezeigt wurden Werke des Weseler Malers Artur Buschmann. 14 Tage später wurde parallel dazu eine weitere Ausstellung über Weseler Maler des Mittelalters präsentiert.

Die Stadtbücherei, die seit dem 1. September 1974 geschlossen war, stand den Lesern mit einer Fläche von 1.100 Quadratmetern auf drei Etagen ab dem 16. Januar wieder zur Verfügung. Die Ausleihe war nun auf Freihandbücherei umgestellt. Als erste Bücherei einer Mittelstadt setzte man beim Ausleihverkehr Datenverarbeitung ein. Die Bücher wurden an Terminals mit Lesestiften verbucht. Den Lesern standen etwa 30.000 Bände zur Verfügung. Am Ende des ersten Öffnungstages verzeichnete die Bücherei 500 Anmeldungen.

Im Eingangsbereich, dessen Boden ein aus Wesel stammender Kieselboden aus dem Jahre 1797 ziert, befand sich der Empfang mit Auskunft und Theaterkasse, der unter der Woche bis 20.30 Uhr geöffnet war.

Das Weseler Centrum hatte damals Modellcharakter und stieß bei Räten und Verwaltungen anderer Städte auf ein lebhaftes Interesse. Ratsherren und Verwaltungsleute machten sich auf nach Wesel zur Besichtigung des neuen Hauses der Kultureinrichtungen.

 

(Autor: Dr. Martin Wilhelm Roelen)