Wer in Wesel schwimmen wollte, konnte dieses lange Zeit nur auf Badeschiffen bzw. in abgetrennten Schwimmbereichen im Rhein tun. Das Freibad am Rhein löste 1939 die althergebrachte Schwimmkultur ab. Das Schwimmen im Freien war natürlich stark vom Wetter abhängig. In der kalten Jahreszeit musste man darauf verzichten, es sei denn, es gab den Luxus eines Hallenbades. Ein solches gab es in Wesel nicht; wer im Winter schwimmen wollte, musste dazu nach Hamborn oder Ruhrort fahren. Seit dem 3. September 1960 konnte man immerhin in der Martinischule im ersten Lehrschwimmbecken des Kreises Rees schwimmen lernen.
Im Oktober 1960 nahm die Stadt Wesel das Bauvorhaben Stadtbad in das neue Investitionsprogramm auf. Gut ein Jahr später beschloss die Stadtvertretung, sieben gutachterliche Entwurfsvorschläge zum Bau eines Hallenschwimmbades einzuholen. Der dazu einberufene Gutachterausschuss empfahl im April 1962 den Entwurf der Kölner Architekten Löffler und Stange. Die Stadtvertretung folgte der Empfehlung und beschloss im März 1963 den Bau eines Hallenbades an der Gantesweilerstraße.
Mit den Bauarbeiten wurde am 1. August 1963 begonnen. Da im Bereich der früheren Festungs- und Wallanlagen gebaut wurde, waren Probleme bei der Baugründung quasi vorprogrammiert. Die 6 bis 7 Meter starken Aufschüttungen sowie das außergewöhnlich feste Mauerwerk einer ehemaligen Bastion erschwerten die Gründung, so dass von der geplanten Pfahlgründung abgesehen werden musste. Stattdessen wurde nach genauen Sondierungen auf 196 Punkten eine Brunnengründung vorgenommen.
Die sehr transparent gebaute Schwimmhalle war mit der damals üblichen Technik, einem Mehrzweckbecken von 25 Metern Länge, einer Sprunganlage mit einem Ein- und einem Dreimeterbrett und einer Tribüne für 200 Zuschauer ausgestattet. Daneben gab es einen großen Kabinentrakt, Duschräume, eine Eingangshalle mit Kassenraum und Friseursalon und im Obergeschoss neben den Verwaltungsräumen ein Restaurant, eine Sauna mit Freiluftbad und die für eine Badeanstalt damals üblichen Dusch- und Wannenbäder.
Der 3,5 Millionen DM teure Neubau wurde am Vormittag des 19. November 1965 feierlich eröffnet. In der Schwimmhalle waren etwa 250 geladene Gäste anwesend und außen drückten sich zahlreiche Zaungäste an den großen Glasscheiben die Nasen platt. Es waren weniger die Reden und die sportlichen Darbietungen des Weseler Schwimmvereins oder der beiden geladenen deutschen Turm- und Kunstspringmeister, die das Publikum interessierte, sondern es ging vor allem um die Einlösung einer Wette des Bürgermeister Kurt Kräcker. Dieser hatte mit dem Prokuristen der ausführenden Baufirma Trapp um eine Flasche deutschen Weinbrands gewettet, dass er das Bad mit einem Kopfsprung einweihen würde. Nach der Begrüßung ging Kräcker zum Dreimeterbrett, gab seinen Zylinder ab, kletterte die Leiter hoch, machte im Frack an der Brettkante einen Handstand und ließ sich dann mit einem mächtigen Bauchplatscher ins Becken fallen.
Ab 15 Uhr konnte dann die Bevölkerung bei freiem Eintritt das neue Bad in Benutzung nehmen.
Die schon beim Bau des Bades geplante Parkanlage, der Heubergpark, wurde erst im Mai 1981 eröffnet.
Im Juni 1994 wurde das alte Stadtbad geschlossen und 1995, also 30 Jahre nach der Einweihung, abgerissen und durch einen Neubau an gleicher Stelle, dem am 19. Dezember 1996 eingeweihten HeubergBad, ersetzt.
(Autor: Dr. Martin Wilhelm Roelen)