Wilaken hieß im Mittelalter und der frühen Neuzeit ein Hof nördlich der Altstadt Wesels. Das dazugehörige, von einem Graben umgebene feste Haus lag nahe der Stadtmauer im Bereich des Herzogenrings auf dem Gelände der ehemaligen Martinischule. Als einer von 19 Vollhöfen war Wilaken berechtigt, die volle Zahl an Schweinen zur Mast in den Weseler Wald zu treiben. Der Hof gehörte den Herren von Ringenberg, die ihn vor 1341 als Lehen an den Ritter Wicgerus de Moneminth (Mörmter) ausgegeben hatten. Als Burggrafen, d.h. Verwalter, hatten diese wiederum den aus Wesel stammenden Appollonius Sanctreil eingesetzt, der in dieser Funktion auf Wilaken gesessen haben dürfte. Der Name Wilaken ging auch auf die Siedlung über, die sich rund um das feste Haus bildete.
Die Herren von Ringenberg, die durchgängig den Vornamen Sweder trugen, besaßen zahlreiche Güter und Rechte beiderseits der Issel, also in einem Gebiet, in dem die Grafen von Kleve und die Bischöfe von Münster ihre Territorien abzusichern und zu arrondieren suchten. Am 10. Dezember 1341 verkaufte Sweder von Ringenberg Senior den miteinander verwandten Weseler Bürgern Henricus Sanctreil de Brabant und Godefridus de Domo Lapidea zahlreiche Güter aus seinem Besitz, darunter auch den Hof samt Zehnten zu Wilaken, zur Teilung unter sich. Die verkauften Güter verteilten sich von Liedern (bei Bocholt) im Westen bis nach Obrighoven bzw. Bucholtwelmen im Osten. Wie die beiden Käufer das Kaufgut unter sich aufteilten, ist nicht überliefert. Wilaken ging nicht an Godefridus, der laut der Umschrift seines persönlichen Schöffensiegels Godefridus Sanctreil hieß und mit dem Verkäufer verwandt war.
Haus und Zehnt Wilaken fielen Henricus Sanctreil de Brabant zu. Der Stammvater der Freiherren von Wylich hieß Aloff van Wilaken (Adolf von Wylich). Dieser wohnte auf Haus Wilaken und starb bereits 1355. Aloff war wie Godefridus auch Weseler Schöffe. Da die Schöffen damals auf Lebenszeit kooptiert wurden und Vater und Sohn oder Enkel oder zwei Brüder nicht gleichzeitig dieses Amt bekleiden konnten, ist eine direkte Abstammung Aloffs vom 1353 verstorbenen Godefridus auszuschließen, weil sich ihre Amtszeiten für viele Jahre überschnitten. Godefridus wurde spätestens 1342 und Aloff spätestens 1345 ins Kollegium gewählt. Aloff ist somit als direkter Nachfahre von Henricus Sanctreil de Brabant anzusprechen. Das Siegel des Godefridus wie auch des Aloff zeigen das Familienwappen, Sparren und Ring, dass beide Familienzweige auch weiterhin führen. Alle späteren Wylichs, die dieses Wappen führen, gehen auf diesen Aloff zurück.
Aloff van Wilaken hat, wie das beim niederen Adel durchaus üblich war, sich nach seinem Besitz umbenannt. Vielleicht tat dies auch schon Henricus Sanctreil de Brabant, der sich aber seines neuen Besitzes wohl nur kurz erfreuen konnte. Aloffs gleichnamiger Sohn war schon nicht mehr Schöffe. Durch seine Heirat mit der Erbin des Hauses Diersfordt stieg er auf in die klevische Ritterschaft und gelangte so an den klevischen Hof. Haus Wilaken blieb im Besitz der Familie und ging an eine Nebenlinie, die im 16. Jahrhundert zur besseren Kennzeichnung der zahlreichen Nebenlinien nach ihrem Sitz benannt wurde und demnach Wylich zu Wylich hieß.
Haus Wilaken musste im März 1587 aufgegeben werden. Als Folge der Bedrohung durch die Spanier, die sich 1586 in unmittelbarer Nähe der Stadt, nämlich im Kloster Oberndorf, einquartiert hatten, reagierte der Magistrat mit harten Maßnahmen zur Sicherung der Stadt. Er befahl die Niederlegung eines Teils der Vorstadt Steinweg und der kompletten Vorstadt Wilaken inklusive Haus Wilaken und ließ sich auch durch Eingaben nicht erweichen. Als Ersatz wurden den Betroffenen Parzellen auf der Mathena vor dem Flesgentor zugewiesen. Der Steinweg verlor 14 Häuser, weil sie zu nahe am Steintor standen. Die meisten Häuser und Teile der Befestigungen inklusive Gort- und Deichtor blieben stehen. Der Abriss von Haus Wilaken, dem Stammsitz der Herren von Wylich zu Diersfordt, lief gesittet vonstatten. Das Haus wurde vor dem Abriss zwecks Entschädigung vermessen sowie Grund- und Aufrisse angefertigt. Die Bewohner, die mit den Diersfordter Erbhofmeistern verwandten von Wylich zu Wylich, konnten ihr Haus ungestört verlassen. Alle Maßnahmen waren mit dem klevischen Landtag abgestimmt. Die Entschädigungssumme betrug 1.000 Reichstaler sowie ein jährliches Legat von 150 Talern zugunsten der Hausarmen und armen Studenten. Den Betrag erhielt 1607 Dietrich von Wylich zu Pröbsting, Enkel des eigentlich geschädigten gleichnamigen klevischen Erbhofmeisters.
An Haus Wilaken und die ehemalige Vorstadt erinnert die Wylackstraße, die sich allerdings nördlich von Haus und Vorstadt befindet.
(Autor: Dr. Martin Wilhelm Roelen)