Auf der Weseler Straße fanden in den vergangenen Monaten bereits mehrfach Baumaßnahmen statt. Unter anderem wurden neue LED-Lichter entlang der Platanenallee installiert. Auch der erste Teilabschnitt um den Bereich des Tank- und Rastplatzes in Büderich ist abgeschlossen. Nun geht es mit den Kreuzungs- und Einmündungsbereichen der Weseler Straße im Ortsteil Büderich weiter.
Hintergrund
Die Weseler Straße in Büderich ist Teil der über einige Kilometer fast völlig geradlinig verlaufenden Landchaussee nach Geldern. An dieser Chaussee wurde ab 1815 durch den preußischen Landbauinspektor Otto von Gloeden der Ort Büderich wiederaufgebaut. Die Weseler Straße begleitet auf einer Länge von etwa 530 Metern den südöstlichen Siedlungsrand des historisch bedeutsamen Ortsgebildes. Sie ist ein wichtiger städtebaulicher und planungshistorischer Bestandteil „Neu-Büderichs“.
Der linksrheinische Weseler Stadtteil Büderich musste über Jahrzehnte stetig wachsende Verkehrsbelastungen ertragen. Die Bundesstraße 58 verlief auf der Weseler Straße mitten durch die Ortslage Büderich. Sie schnitt durch den ständigen Verkehr von und zur Rheinbrücke mit hohen Lärm- und Schadstoffbelastungen ganze Siedlungsbereiche voneinander ab. Die einzige sichere Querungsmöglichkeit im Ortskern bildete die Ampelanlage an der zentralen Kreuzung zur Rheinallee und Marktstraße.
Im Jahre 2009 wurde als erster Teil der neuen Umgehungsstraße für Büderich und Wesel (B58n) die neue Rheinbrücke in Betrieb genommen. Es folgte der Bau der Umgehungsstraße Büderich, die 2014 in Betrieb genommen worden ist.
Durch den Bau der Umgehungsstraße Büderich ist die Verkehrsbelastung der Weseler Straße von 18.500 Kraftfahrzeugen pro Tag auf 2.500 KFZ/d gesunken.
Dadurch ist die Weseler Straße in Büderich von einer Bundesstraße mit überregionaler Bedeutung zu einer rein innerörtlichen Erschließungsstraße geworden. Nun bietet sich die Chance, die erheblichen funktionalen und städtebaulichen Defizite der Vergangenheit abzubauen.
Durch gestalterische Maßnahmen und reduzierte Fahrbahnflächen wird eine neue Standort- und Aufenthaltsqualitäten geschaffen. Dadurch wird nicht nur den direkten Anwohnern und Nutzern, sondern dem gesamten Ortsteil Büderich ungestörtes Flanieren, Queren und längeres Verweilen an der Weseler Straße und der historischen Platanenallee ermöglicht.
Die vorhandenen inneren Qualitäten Büderichs, wie die bedeutsame historische Bebauung und das streng orthogonale Straßennetz des Ortskerns mit dem zentralen Marktplatz, lassen sich durch die Umgestaltungsmaßnahmen störungslos mit anderen ortstypischen Besonderheiten verknüpfen. Hier sind die Lage unmittelbar am Rhein mit prominentem Aussichtspunkt („Wacht am Rhein“), den attraktiven touristischen Radwegeverbindungen und weitere im Dorfinnenentwicklungskonzept Büderich angestoßene Projekte zu nennen.
So können nach der Umgestaltung der Weseler Straße insbesondere die Wohngebiete am Rhein, aber auch die westlich angrenzenden neuen Wohnbereiche mit dem historischen Ortskern gestalterisch, soziofunktional und kommunikativ zu einem funktionierenden, attraktiven Gesamtdorfgebilde zusammenwachsen.
Dorfinnenentwicklungskonzept (DIEK)
2016 ergab sich die Möglichkeit ein Dorfinnenentwicklungskonzept zu erstellen.
Eine Lenkungsgruppe mit Vertretern der Büdericher Bürgerschaft begleitete in Zusammenarbeit mit einem Planungsbüro und dem Fachbereich Stadtentwicklung der Stadtverwaltung Wesel die Konzeptentwicklung.
Im Handlungsfeld „Dorfbild und Stadtgestaltung“ wurde im Unterpunkt „Aufwertung der historischen Dorfachsen“ die Umgestaltung der Weseler Straße diskutiert. Das Projekt wurde als „Startprojekt“ eingestuft, mit dem der Dorferneuerungsprozess in Büderich auf Grundlage des vom Rat der Stadt Wesel beschlossenen Dorfinnenentwicklungskonzepts Büderich beginnen kann.
Die Planungsentwürfe wurden öffentlich vorgestellt. Neben einer Bürgerversammlung, zu der das Bürgerforum eingeladen hatte, lagen die Pläne im Rathaus aus und wurden auf der städtischen Internetseite veröffentlicht.
Baumaßnahmen
Vorgesehen sind folgende Maßnahmen:
- Umbaumaßnahmen in den Kreuzungs- und Einmündungsbereichen
Die Kreuzungen „Parkstraße - Weseler Straße – Schützenstraße“ und „Marktstraße - Weseler Straße – Rheinallee“ sowie die Einmündungen „Raiffeisenstraße - Weseler Straße“, „Brauerstraße - Weseler Straße“ und „Kesselbruck - Weseler Straße“ werden jeweils komplett neugestaltet. Die Fahrbahnbreite der Weseler Straße wird in diesen Bereichen deutlich auf etwa 5,00 m reduziert. Dadurch erhöhen sich die fußläufigen Flächen.
Alle fünf genannten Bereiche werden in Betonpflaster neu gebaut. In den Einmündungsbereichen an der Parkstraße und Kesselbruck sowie der zentralen Kreuzung an der Marktstraße - Rheinallee wird die Fahrbahn durch beidseitige Anrampungen auf Gehwegniveau aufgepflastert, so dass hier im Bereich der Fahrbahnverengung großzügige, niveaugleiche und dadurch barrierefreie Querungs- und Aufenthaltsbereiche entstehen. Die bisher vorhandenen Barrieren werden beseitigt.
In den Einmündungs- und Kreuzungsbereichen werden jeweils zwei neue Baumstandorte auf der bebauten Seite bepflanzt. Diese sollen durch LED-Bodenstrahler illuminiert werden. Als Baumart sind Amberbäume (Liquidambar) vorgesehen. Sie zeichnen sich durch säulenförmigen Wuchs, schöne, langanhaltende Herbstfärbung und besondere Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge aus. - Neuaufteilung der Straßenflächen zwischen den Kreuzungen
Durch die Verlagerung des Radverkehrs auf die Fahrbahn ist nun der gesamte Gehweg in einer Breite von 3,18 m bis 5,58 m für Fußgänger/innen nutzbar.
In den Straßenbereichen zwischen den Kreuzungen und Einmündungen wird die Fahrbahnbreite durch Abmarkierungen auf 6,50m reduziert. Die dadurch gewonnenen Flächen können als Parkflächen in Senkrecht- bzw. Schrägaufstellung oder als Ergänzungsflächen zum Aufenthalt oder für Außengastronomie genutzt werden. Die zahlreichen Zufahrten zu Garagen oder Tordurchfahrten werden freigehalten. Die neu gewonnenen Flächen werden in regelmäßigen Abständen durch großzügige Pflanzbeete mit Bäumen (Amberbaum – Liquidambar) gegliedert. Insgesamt sollen im Umgestaltungsbereich 21 Bäume neugepflanzt werden (10 in den Kreuzungs- und Einmündungsbereichen sowie 11 Bäume im Gehwegbereich), wodurch sich das Straßenbild deutlich positiv verändern wird. - Weitere Maßnahmen
Ergänzend ist geplant, neben den Kreuzungsbereichen auch die gesamten übrigen Gehwege mit gleichartigem Pflaster zu erneuern. Dadurch entsteht im gesamten Umgestaltungsbereich ein großzügiger, neu und einheitlich gestalteter Fußgängerbereich.
Die damals vorgeschlagenen LED-Pollerstelen entlang der Platanenallee sind bereits installiert. Dadurch hat dieser bedeutende, historische Straßenabschnitt vor allem in den Abendstunden einen besonderen Charme.
Um die Aufenthaltsqualität noch weiter zu steigern, sollen an der fahrbahnabgewandten Seite der Platanenallee acht bis zehn Sitzbänke aufgestellt werden.
Zudem ist geplant, Gespräche mit den ÖPNV-Betreibern zu führen, um die Bushaltestellen aufzuwerten. Deren Umbau könnte aus einem gesonderten Fördertopf finanziert werden.
Im Jahr 1999 wurde zuletzt die Decken- und Binderschicht der Fahrbahn innerhalb der Ortsdurchfahrt der Weseler Straße saniert. Die Fahrbahn hat an einigen Stellen Splitt verloren. Zudem finden sich Längs- und Querrisse.
Darüber hinaus sind auf dem Gehweg der Weseler Straße einige Platten beschädigt.
Die alten Platten werden deshalb gegen neue Pflastersteine ausgetauscht.
1. Bauabschnitt
Die Baumaßnahmen werden in zwei Bauabschnitten umgesetzt. Der erste Bauabschnitt startet am 28. Juli 2020 und wird voraussichtlich vier Monate dauern. Dazu gehören die beiden Kreuzungsbereiche sowie die Einmündung „Reiffeisenstraße – Weseler Straße“. Durchgeführt werden die Arbeiten von der Firma Geerling und Berndsen aus Emmerich.
Die Ausschreibungen für den zweiten Bauabschnitt (die Einmündungen „Brauerstraße - Weseler Straße“ und „Kesselbruck - Weseler Straße“) laufen noch.
Kosten
Die Erneuerung der Kreuzungs- und Einmündungsbereiche sowie der Gehwege – alle Bauabschnitte/Baumaßnahmen zusammen – kostet über 800.000 Euro. Davon werden 250.000 Euro aus dem Dorferneuerungsprogramm NRW gefördert.