Am Vorabend des 30. Jahrestages der deutschen Einheit haben 15 Gründungsmitglieder in Torgau an der Elbe den Verein „Liberation Route Germany“ ins Leben gerufen. Unter den Unterzeichnern fand sich auch Jurriaan de Mol, der als Mitgründer der europäischen Dachorganisation „Liberation Route Europe“ und als maßgeblicher Ideengeber für die Entstehung eines deutschen Vereins auf eine enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit setzt. Auch der Weseler Archivar Heiko Suhr wurde in den Vorstand des neuen Vereins gewählt.
Die „Liberation Route Europe“ wurde jüngst als Kulturroute des Europarats zertifiziert. Die Route verbindet Menschen, Orte und Ereignisse, um der Befreiung Europas und dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu gedenken sowie um über die lang anhaltenden Folgen des Krieges zu reflektieren.
Diese Arbeit soll auch innerhalb des deutschen Vereins intensiviert werden. Inhalt der Vereinsarbeit ist, die Erinnerung an die Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus in den Jahren 1944 und 1945 in den Köpfen der Menschen wach zu halten. Umgesetzt werden soll dies durch Forschung, Dokumentation, touristische Angebote und natürlich auch durch Bildungsangebote, in denen der Verlauf der Befreiung durch die Alliierten und ihrer Verbündeten aufgezeigt wird. Darüber hinaus wollen sich die Mitglieder des Vereins für die Bewahrung des Friedens einsetzen.
Sechs spezifische Projekte stehen auf der Agenda des deutschen Vereins. So soll mit Hilfe von Wander- und Fahrradwegen ein lebendiger Erinnerungstourismus etabliert werden. Die Routen sind dem Vormarsch der Alliierten von Osten, Süden und Westen nach Deutschland nachempfunden. Dazu wird ein neues digitales Portal und eine mobile App programmiert und bald präsentiert. Den Projekt-Plan ergänzt der Bau der sogenannten „Vectors of Memory“, bestehend aus kleinen Wegweisern und größeren Mahnmalen. Sie wurden vom bekannten US-amerikanischen Architekten polnisch-jüdischer Herkunft, Daniel Liebeskind, konzipiert. Ein spezielles Jugendprogramm und ein Podcast runden das Programm ab.
Regionen, Städten, Museen und Organisationen wird damit eine Plattform gegeben, um ihre historischen Standorte und Geschichten einem internationalen Publikum zugänglich zu machen.
Heiko Suhr zeigte sich mit der Gründung des Vereins zufrieden. „Bereits seit geraumer Zeit steht der Schritt zur Gründung der Liberation Route Germany im Raum, die auch für uns in Wesel durch den Rheinübergang der Alliierten eine besondere, historische Bedeutung hat. So ist die Stadt Wesel bereits Mitglied im Liberation Route Europe NRW e. V. und verfestigt nun auf nationaler Ebene die wertvolle Netzwerkarbeit“, erklärte der Weseler Archivar.