Viele Menschen in Wesel und Umgebung verbinden mit der Zitadelle einen wichtigen, kulturellen Anlaufpunkt am Niederrhein. Täglich besuchen sowohl Kinder als auch Erwachsene das Weseler Kulturzentrum, um zum Beispiel hier zu musizieren. Doch leider sind bereits einige Verbindungen zwischen der vorderen Mauerschale und den dahinterliegenden Mauern des Gebäudes zum Teil gebrochen oder zerbröselt. Die Stadt Wesel hat 2019 mit der aufwendigen und teuren Sanierung der Wallmauer begonnen. Nun hat sie dafür eine weitere erfreuliche Botschaft aus Düsseldorf erhalten.
Die Stadt Wesel erhält zusätzliche Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen aus dem Denkmalförderprogramm 2021. Die zuständige Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Scharrenbach, teilte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp bereits im November persönlich in einem Brief die frohe Kunde mit. Zudem dankte sie der Stadt Wesel, dass sie sich für den Erhalt des „gebauten historischen Erbes“ einsetzt.
Mit den Mitteln können weitere wichtige Arbeiten durchgeführt werden, die die schützenswerte Funktion der vorderen Mauerschale denkmalgerecht erhalten.
Bereits vor zwei Jahren wurde mit dem östlichen Abschnitt der Mauer begonnen. Dabei wurden massive Schäden festgestellt, die durch die Stadt alleine finanziell nicht getragen werden konnten. In der Folge wurden die Arbeiten vorübergehend eingestellt. Bis dahin wurden bereits 200.000 Euro investiert. Um diesen Bauabschnitt (östlicher Teil) erfolgreich zu beenden, werden weitere 550.000 Euro benötigt. Dank einer vorherigen Förderung aus dem Denkmalförderprogramm des Landes NRW in Höhe von 275.000 Euro konnten die Arbeiten wiederaufgenommen werden. Ministerin Ina Scharrenbach überreichte bereits Ende Mai dieses Jahres persönlich den Förderbescheid an Bürgermeisterin Ulrike Westkamp an der Zitadelle in Wesel.
Um die Wallmauer komplett zu sanieren (westlicher Teil der Wallmauer sowie das Teilstück der Flanke), werden zusätzlich Kosten von etwa eine Millionen Euro geschätzt. Hierfür hat die Stadt Wesel erfolgreich Fördermittel aus den Denkmalförderprogrammen des Bundes und des Landes NRW akquiriert. Am 07.12.2021 ist der Förderbescheid der Bezirksregierung Düsseldorf bei der Stadt Wesel eingegangen. Darin wurden Zuwendung in Höhe von insgesamt 698.500 € bewilligt. 400.000 € kommen aus dem Denkmalsschutz-Sonderprogramm X der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, 298.500 € aus dem Denkmalförderprogramm 2021 des Landes NRW.
Grund für den Zustand der Mauern sind unter anderem Wurzeln von Kräutern, Gräsern und Kleingehölzen, die durch einen Großteil des Fugennetzes gewachsen sind. Die Statik der vorderen Mauerschale ist hierdurch stark gefährdet.
Die Zitadelle ist ein Teil der ehemaligen Festungsanlage Wesel. Kurfürst Friedrich Wilhelm I befahl im Jahr 1681 die Festung zu bauen. Sie diente aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage am Rhein als Versorgungsplatz sowie als Waffen- und Munitionslager. Zudem demonstrierte die Anlage die Macht Brandenburgs.
An den Wallmauern der Zitadelle lassen sich die Dimensionen der damals mächtigen Mauern heute noch erleben.
Viele der älteren Weseler Bürger*innen verbinden zudem mit der Zitadellenanlage Kindheitserinnerungen. So wurde nach einer Instandsetzung des Daches die alte Baeckery ab Februar 1956 von sieben unterschiedlichen Jugend-Gruppen (unter anderem den St. Georgs-Pfadfindern, der Sing- und Spielgemeinschaft Eichendorff oder der Gewerkschaftsjugend) genutzt. Jahrzehntelang dienten die Räume als Anlaufpunkte vieler Kinder und Jugendlicher in Wesel. Bis März 1998 nutzte das städtische Jugendzentrum dieses Gebäude.
1969 wurde die Musik- und Kunstschule gegründet. Auch sie wurde in einem Teil der Zitadelle untergebracht. So entwickelte sich dieses Ensemble insgesamt zu einem bedeutenden Kulturzentrum. Heute sind in den Gemäuern des imposanten Baudenkmals unter anderem Museen, das Stadtarchiv Wesel und nach wie vor die Musik- und Kunstschule Wesel beheimatet.