Am 27. Januar 2025 jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum 80. Mal.
Auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog wurde der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.
Die Vereinten Nationen erklärten 2005 den 27. Januar zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts.
Seit 2007 wird auf Initiative des Jüdisch-Christlichen Freundeskreises e.V. in Wesel an diesen Tag erinnert. In den ersten Jahren wurde zur Erinnerung ein Kranz am jüdischen Mahnmal niedergelegt.
Seit 2010 beteiligen sich die weiterführenden Schulen an der Gestaltung dieses Tages.
Dem Jüdisch-Christlichen Freundeskreis e.V. war es ein großes Anliegen, die junge Generation in die Gedenkveranstaltung einzubinden. Mit der Beteiligung und dem Engagement der Schulen ist das hervorragend gelungen.
Gedenkveranstaltung
Termin
Montag, 27. Januar 2025, 12.00 Uhr, Willibrordi-Dom
Organisation
Konrad-Duden-Gymnasium, Stadt Wesel, Jüdisch-Christlicher Freundeskreis Wesel e. V., Evangelische Kirchengemeinde, Katholische Kirchengemeinde
Thema
Flucht damals und Flucht heute
Pfarrer Dr. Christoph Kock sowie Pastoralreferentin Carolin Bösing werden die Besucher*innen begrüßen. Anschließend wird Bürgermeisterin Ulrike Westkamp einleitende Worte sprechen. Dabei wird sie das Thema der Veranstaltung in den Kontext des Gedenkens einbetten.
Anschließend werden Schüler*innen des KDG szenisch mit aufbereiteten Türen, die Schicksale von Menschen symbolisieren sollen, Biografien von jüdischen Mitmenschen vorstellen. Um die Schicksale der Menschen vernünftig darzustellen, haben die Schüler*innen im Stadtarchiv Wesel recherchiert.
Mit den Türen versuchen die Jugendlichen darzustellen, dass die Flucht vor dem nationalsozialistischen Regime nicht immer gelang. Offene Türen sollen dabei bildlich für Menschen stehen, denen es gelungen ist, zu fliehen. Geschlossene Türen zeigen, dass viele Menschen den Holocaust nicht überlebten.
Neben den vier Weseler Schicksalen wird abschließend Anne Frank porträtiert.
Die einzelnen Programmpunkte sind eingebettet in einen musikalischen Rahmen.
Zum Abschluss spricht der Vorsitzende des Jüdisch-Christlichen Freundeskreises Wesel, Wolfgang Jung, ein Schlusswort. Dabei fordert er alle Besucher*innen auf, gemeinsam zum Mahnmal vor dem Dom zu gehen. Am Ausgang des Doms werden Blumen ausgegeben. Diese sollen mit einem Kranz am Mahnmal niedergelegt werden.
Jüdisches Leben in Wesel
Vor dem Holocaust gab es in Wesel eine lebendige jüdische Gemeinde. 1933 lebten in Wesel 152 Bürger*innen jüdischen Glaubens. Ende 1943 gab es in Wesel keinen jüdischen Bürger / keine jüdische Bürgerin mehr. Gründe waren zunächst hauptsächlich Auswanderung und Flucht und von 1940 bis 1943 die Deportationen in die Konzentrationslager. Viele der ehemals in Wesel lebenden Jüdinnen und Juden wurden ermordet.
Erinnerungsarbeit in Wesel
Die Zeit bringt es mit sich, dass die Zeitzeugen immer weniger werden. So starb vor vier Jahren am 11. Januar 2021 Wesels Ehrenbürger Ernest Kolman. Deshalb ist es umso wichtiger, Jugendliche und junge Erwachsene für die Erinnerungsarbeit zu gewinnen. Sie verkörpern die Zukunft – aber sie müssen auch ihre Vergangenheit kennen. Daher ist es ein großes Anliegen des Jüdisch-Christlichen Freundeskreises e. V. und der Stadt Wesel, bei der Gestaltung der Gedenkveranstaltungen mit Schulen zusammen zu arbeiten.
Berührend und würdig haben Schüler*innen der beiden Gymnasien sowie der Gesamtschulen die jeweiligen Gedenktage bisher gestaltet.
Die jungen Menschen haben mit ihren Lehrern*innen immer wieder neue Gestaltungsmöglichkeiten und Interpretationen gefunden, um den Gedenktag angemessen zu begehen.
Motor dieser Erinnerungsarbeit ist der Jüdisch-Christliche Freundeskreis Wesel e.V. Zahlreiche Anstöße und Aktionen sind dem Freundeskreis zu verdanken. Unermüdlich hat er sich dafür eingesetzt, dass sich Menschen annähern, die sich einstmals als Täter und Opfer gegenüberstanden.
Im Jahr 2016 wurde dem ehemaligen jüdischen Bürger Wesels, Ernest Kolman, die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen. Ernest Kolman kam seit dem Jahr 1988, in dem sich die Pogromnacht zum 50. Mal jährte, regelmäßig aus London nach Wesel. Er berichtete als Zeitzeuge über das Schicksal der jüdischen Bevölkerung und über die Gräueltaten während des Nationalsozialismus. 1988 hatte die Stadt Wesel auf Initiative des damaligen Weseler Stadtdirektors, Günter Faßbender, zum ersten Mal ehemalige jüdische Bürger*innen eingeladen als Geste der Annäherung und Versöhnung.
In vielfältiger Weise wird in Wesel die Erinnerung an die ehemalige jüdische Gemeinde wachgehalten.
So ist der 27. Januar in Wesel als Gedenktag an den Holocaust im Bewusstsein verankert. Auch die jährlichen Veranstaltungen zur Erinnerung an die Pogromnacht sowie die Verlegung der Stolpersteine sind wiederkehrende Termine, die auf großes Interesse stoßen.