Wer mit Bus und Bahn in Wesel unterwegs ist, kennt ihn ganz sicher: Den Franz-Etzel-Platz vor dem Bahnhof in Wesel. Doch wer war Franz Etzel?
Kaum jemand kennt ihn heute noch. Dabei war er im Kabinett von Konrad Adenauer von 1957 bis 1961 Bundesfinanzminister; somit einer der Vorgänger des heutigen Finanzministers und Vizekanzlers Olaf Scholz.
Vor 50 Jahren, am 9. Mai 1970, starb Franz Etzel in Düsseldorf. Geboren wurde er am 12. August 1902 in der Hansestadt Wesel. Nach seinem Abitur studierte er in Frankfurt, Münster und München Volkswirtschaft und Jura und war bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs als Rechtsanwalt in Duisburg tätig. Während des Krieges war er Soldat. 1945 kehrte er an den Niederrhein zurück und gründete mit Gleichgesinnten die CDU in Duisburg.
In drei Perioden (1949-1953 und 1957-1965) konnte er als direkt gewähltes Mitglied in den Bundestag einziehen. 1957 wurde er von Konrad Adenauer zum Bundesfinanzminister berufen. Seine wichtigste Amtshandlung war eine umfassende Steuerreform, die bis 1990 Bestand hatte. Zwischenzeitlich gehörte er zu den populärsten Politikern in der Bundesrepublik Deutschland. Konrad Adenauer brachte ihn 1959 als potentiellen Nachfolger ins Spiel. Nach Querelen zerschlug sich dieser Gedanke. 1961 schied er aus der Bundesregierung aus.
Zu seiner Heimatstadt hatte Franz Etzel stets ein enges Verhältnis. Er war von 1953-1957 Aufsichtsratsvorsitzender der Niederrheinischen Bank in Wesel. Darüber hinaus unterstütze er die fast vollständig zerstörte Stadt durch seinen politischen Einfluss und seine Fürsprache beim Wiederaufbauministerium bzw. bei der Oberfinanzdirektion in Düsseldorf. Auch dank seiner Hilfe kam es zu einer Städtepartnerschaft mit der US-amerikanischen Stadt Hagerstown.
Seine Verdienste um Wesel würdigte die Stadt am 15. Oktober 1966. Während des Festaktes anlässlich der 725-Jahr-Feier zur Stadterhebung erhielt Franz Etzel die Ehrenbürgerwürde der Stadt Wesel. Im gleichen Jahr verlieh ihm auch die Technische Universität Berlin die Ehrendoktorwürde.
Nach seinem Tod wurde er nach einer großen Trauerfeier im Willibrordi-Dom am 14. Mai 1970 auf dem Weseler Friedhof beigesetzt. Auf Antrag des Weseler Bürger-Schützen-Vereins benannte die Stadt Ende 1970 den ehemaligen Kaiserplatz am Bahnhof nach ihm – dem heutigen Franz-Etzel-Platz. Er dient auch als wichtige Straße zum Pendlerparkplatz am Weseler Bahnhof. Sie wurde 2012 neugestaltet. Der Umbau der Straße war Teil des Gesamtprojekts „Neuer Bahnhof Wesel“.
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