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Brisürenkasematte erscheint im neuen Glanz

Backsteingewölbe - Die Brisürenkasematte

Im Juni 2016 beschloss der Ausschuss für Kultur und Stadtmarketing, die Brisürenkasematte, ein Ziegel-Kreuzgewölbe in der Weseler Festungsanlage, zu sanieren und als Ausstellungsfläche der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. 

Bis 2013 hatte die Kasematte der Abteilung „Festungsgeschichte“ des Städtischen Museums als Ausstellungsfläche gedient. Da Wesels Geschichte und Einwohner durch die lange währende Festungszeit in erheblichem Maße sowohl städtebaulich als auch sozialgeschichtlich geprägt wurden, ist diese Zeit maßgeblich bei der Gesamtbetrachtung der Geschichte der Stadt und ergänzte inhaltlich das Preußen-Museum.

Durch die Sanierung sollte diese einmalige publikumswirksame Präsentationsmöglichkeit mit besonderem Ambiente für die Stadt Wesel (wieder-)geschaffen werden. Die Aufgabe war, in den historischen Räumlichkeiten eine moderne Ausstellungsfläche entstehen zu lassen, ohne die besondere Atmosphäre des Raumes zu stören. Dabei stellten die besondere Architektur, die historische Bausubstanz und die unterirdische Lage in der Festungsanlage besondere bauliche Herausforderungen dar.

Ohne ausreichende natürliche Belüftung wurde der Kasematte die Frischluft bislang über das LVR-Museum zugeleitet. Moderne Anforderungen an den Brandschutz erforderten jedoch den Einbau rauchdichter Eingangstüren. Dadurch entfiel die bisherige Belüftungsmöglichkeit für das Gewölbe. Es musste eine eigene Lüftungsmöglichkeit geschaffen werden. Zu diesem Zweck wurde in Stahlbetonbauweise ein unterirdischer Technikraum in die Wallanlage eingebaut. Hierin wurde eine Lüftungsanlage neben der Technikzentrale verbaut. Die zugehörigen Zu- und Ablufttürme und eine Wärmepumpe wurden im Außenbereich aufgestellt. Der Technikraum wurde nach dem Einbau verschlossen und wieder mit Erdreich bedeckt, um das Bild der historischen Zitadellenanlage nicht zu beeinflussen. Zudem schützt der Erdwall die Ausstellungsfläche und das Museum vor unbefugtem Eindringen.

Beheizt wird die Kasematte über eine moderne Luft-Wärmepumpe. Der Einsatz dieser Technologie hilft, fossile Energieträger einzusparen und so das Klima zu schützen.

Erneuert wurden auch die Beleuchtung und die Elektrik. Dank moderner Steuerungstechnik lässt sich die LED-Beleuchtung einfach und komfortabel über eine App steuern. Durch programmierbare Beleuchtungsszenen lassen sich je nach Bedarf verschiedene Stimmungen erzeugen. Die Beleuchtung soll dabei die Atmosphäre des Raumes nicht stören, sondern sie vielmehr unterstreichen.

Als moderne Ausstellungsfläche bietet die Brisürenkasematte nun auch mit zahlreichen Strom- und Internetanschlüssen eine sehr gute Ausgangsbasis für aufwändige Ausstellungen und Inszenierungen.

Trotz der hohen technischen Standards ist es gelungen, die Würde des historischen Raumes zu erhalten.

Baustelle an der Zitadelle

So wurden die Lüftungskanäle und alle elektrischen Leitungen unter dem historischen Ziegelfußboden verlegt, um die Authentizität des Raumes nicht zu beeinträchtigten. Alleine für diese Maßnahme wurden rund 75 Tonnen Material ausgebaut und nach sorgfältiger Lagerung wieder eingebaut. 

Durch diese Wiederverwendung historischen Baumaterials wurden nicht nur der historische Charme und die besondere Atmosphäre der Ausstellungsfläche im Herzen der Weseler Festung gewahrt, sondern auch wertvolle Ressourcen gespart.

Bei der Baumaßnahme kamen nur Firmen aus der Region, überwiegend aus Wesel, zum Einsatz.

Zukünftige Nutzung

Das imposante Gewölbe bietet sich für verschiedenste Nutzungsmöglichkeiten an, wie zum Beispiel:

  • Standesamtliche Trauungen
  • Empfänge
  • Konzerte
  • Vorträge
  • Ausstellungen

Kosten

Die Kosten der Baumaßnahmen beliefen sich auf rund 600.000 Euro. Etwa 216.000 Euro sind aus Topf „Kommunales Investitionsfördergesetz, Kapitel 1“ gefördert worden.

Hintergrund: Als die Stadt Wesel die Brisürenkasematte kaufte

Esel, Zitadelle, Körnermagazin
Der Weseler Esel auf dem Festungsgelände

Wesel hatte im Mittelalter 10 bis 13 Stadttore. Für den Handel waren die Stadttore ein Segen, für das Militär ein Fluch, da bei dieser Anzahl an Toren die Stadtmauern schwer zu verteidigen waren. Die Weseler Festungstore waren eigene Festungen im Hauptwall mit Kasematten, Schießscharten, unterirdischen Gängen und Wachräumen.

Der preußische Staat wollte Ende des 19. Jahrhunderts die Festungsanlagen an die Stadt Wesel verkaufen. Nach schwierigen, langen Verhandlungen, in denen der Staat den Kaufpreis mehrere Male erhöhte, hatten sich Bürgermeister Caspar Baur und die Stadtverordnetenversammlung in Wesel endlich geeinigt, um einen Kaufvertrag zwischen der Stadt Wesel und der Königlichen Kommandantur zu schließen. Am 19. März 1890 unterzeichneten Bürgermeister Caspar Baur und der damalige Weseler Festungskommandant Generalmajor Albrecht von Carlowitz den Kaufvertrag. Einen Monat später, am 18. April 1890, genehmigte der damalige Kriegsminister Justus Adrian Dr. von Verdy du Vernois den Vertrag. Für insgesamt 450.000 Mark erhielt die Stadt etwa 62 Hektar Festungsgelände. Die Summe musste in 15 Jahresraten beim Militär-Fiskus abbezahlt werden. Ferner heißt es in § 1 des Kaufvertrages: […] geht der Kaufgegenstand mit allen darauf befindlichen Gebäuden nebst Zubehör, Thoren, Brücken, Mauern, Kasematten und sonstigen Hohlräumen, Anlagen, Pflanzungen […] auf die Stadt über.“

Was man nicht unbedingt an Mauern abbrechen musste, verblieb im Boden. Bis heute bereiten diese Funde beim Bau neuer Gebäude Schwierigkeiten. Immer wieder werden bei Baumaßnahmen im Stadtgebiet Festungsfundamente und auch Hohlräume, wie Kasematten und Quertraversen, im Boden der Stadt gefunden. Kaum eine ist so prächtig wie die Brisürenkasematte.

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