
Das Ende des Zweiten Weltkriegs jährt sich in diesem Jahr zum 80. Mal. Wesel wurde durch die Bombardierung im Februar und März 1945 fast vollständig (97 Prozent) zerstört. Viele Menschen flohen vor den Bomben.
Nicht nur für die eigene Bevölkerung, sondern auch für die deutschen Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten wurden nach der Befreiung durch die Alliierten Unterkünfte gebaut. Diese Flüchtlingssiedlungen entstanden vor allem im Bereich der Esplanade. Wie in vielen anderen Städten und Gemeinden auch wurden außerdem spezielle Wohlfahrtsausschüsse ins Leben gerufen.
Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, 14. Februar 2025, um 17.00 Uhr, in den Ausstellungsräumen des Stadtwerke Wasserturms statt. Die Ausstellung läuft bis zum 23. März 2025 und kann während der Öffnungszeiten des Stadtwerke Wasserturms besichtigt werden (Mo-Do 9.00-15.00 Uhr, Fr 9.00-12.00 Uhr). Zusätzlich bietet die Gesamtschule an zwei Wochenenden erweiterte Öffnungszeiten an. Der Eintritt ist frei.
Schülerprojekt
Zu den Aufgaben eines Archivs gehört als moderner Dienstleister vor allem die Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit. Sie soll interessierten Personen die Arbeit im Archiv und die Vielfalt der Archivalien näherbringen.
Mit dem Projektkurs Geschichte der Gesamtschule Am Lauerhaas in Wesel unter der Leitung des Geschichtslehrers Per Hüsges hat das Stadtarchiv einen passenden Projektpartner gefunden.
Zu Beginn suchten Schülerinnen und Schüler Themen, die es trotz der Zeitspanne von acht Jahrzehnten möglich machen, sich in die damalige Situation hineinzuversetzen. So entschieden die Beteiligten, dass das Schicksal der ostdeutschen Flüchtlinge recherchiert und aufgearbeitet werden soll. Das Thema weist Parallelen zur heutigen Flüchtlingssituation auf.
Die Schülergruppe, etwa 13 Personen, kam ab Mitte September 2024 einmal wöchentlich in den Lesesaal des Stadtarchivs. Zunächst wurden die verschiedenen Archivaliengattungen erforscht. Das Stadtarchiv verfügt über zahlreiche Bundesvertriebenengesetzakten, mithilfe derer sich Einzelschicksale rekonstruieren ließen, sowie über eine vielfältige amtliche Überlieferung aus der Nachkriegszeit (u. a. Rats- und Ausschussprotokolle). Anhand ausgewählter Dokumente wurden Einzelschicksale und Fluchtgeschichten von Heimatvertriebenen sowie die Bemühungen der Stadtverwaltung bezüglich Eingliederungsmaßnahmen und Wohnraumbeschaffung dargestellt. Auch durch die Zeitungsausschnitte aus der lokalen Presse sowie Fotografien der Flüchtlingsunterkünfte entstanden Einblicke in die damalige Situation. Anschließend wurden besonders aussagekräftige Dokumente ausgewählt und für die Ausstellung gesammelt und aufgearbeitet.
Weil die Schülerinnen und Schüler auch nach der Ausstellungseröffnung noch weitere Wochen ins Archiv kommen werden (bis zu den Osterferien), ist zudem geplant, die Ausstellung nicht nur analog zu zeigen, sondern auch ein Format für die Deutsche Digitale Bibliothek (https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/) zu entwickeln.
Ausstellung
Ziel der Ausstellung ist, die damalige Stimmung der Bevölkerung und der Geflüchteten zu skizzieren. Wie wurden die Ostdeutschen in Wesel aufgenommen? Wie war es für sie, in die damals noch zu großen Teilen zerstörte Stadt zu kommen? Mit welchen Problemen hatten sie zu kämpfen und wie haben sie sich eingelebt? Wie können die Ereignisse von 1945 in einen Vergleich gestellt werden mit der heutigen Flüchtlingskrise in Europa? Vor allem durch die letzte Frage sollen sich sowohl ältere als auch jüngere Generationen angesprochen fühlen.
Weitere Veranstaltungen zum Kriegsende
Das Kriegsende in Wesel vor 80 Jahren wird über diese Ausstellung hinaus noch anderweitig thematisiert. So sind über das Jahr verteilt verschiedene Vorträge, Filmvorführungen und Exkursionen geplant. Kooperationspartner sind die Historische Vereinigung Wesel e. V., das Stadtarchiv Wesel, der Jüdisch-Christliche Freundeskreis Wesel e. V., das Deichdorfmuseum Bislich sowie der vhs-Zweckverband Wesel-Hamminkeln-Schermbeck. Details zu den Veranstaltungen sind in der Broschüre „80 Jahre Kriegsende 1945-2025“ zu finden.
Außerdem wird das Stadtarchiv Wesel voraussichtlich im Sommer 2025 die Publikation „Tage der Befreiung – Das Kriegsende in Wesel“ herausbringen (Studien und Quellen zur Geschichte von Wesel Band 45). Das Buch konzentriert sich v. a. auf die Befreiung Wesels durch die alliierten Streitkräfte und schlägt eine Brücke zur Erinnerungskultur im deutsch-niederländischen Raum. Es wird über das Stadtarchiv und die beiden Weseler Buchhandlungen Korn und Mayersche verkauft werden. Ein separates Pressegespräch folgt.
Ansprechpartner
Telefon: 02 81 / 1 64 53 96
E-Mail: archiv@wesel.de