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77 Jahre Müllabfuhr in Wesel – Ein Blick zurück

Auf dem Bild zu sehen (von links): Sandra Kämmerer - Geschäftsbereichsleiterin Abfall, Ulkrike Westkamp - Bürgermeisterin, Maik Rommel - Kraftfahrer Abfall, Michael Blaess - technischer Betriebsleiter ASG
Von links: Sandra Kämmerer - Geschäftsbereichsleiterin Abfall, Ulkrike Westkamp - Bürgermeisterin, Maik Rommel - Kraftfahrer Abfall, Michael Blaess - technischer Betriebsleiter ASG

Es war der 1. Juli 1947, als Wesel ein Stück Ordnung zurückerhielt. Denn da nahm die Städtische Müllabfuhr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ihren Dienst auf. „Natürlich hat es auch schon vor diesem Zeitpunkt eine Müllabfuhr in Wesel gegeben“, erzählt Michael Blaess, heutiger technischer ASG-Betriebsleiter. „Doch nachdem es im Krieg zum Zusammenbruch der Müllabfuhr gekommen war, weil die Müllwagen zerstört und die Straßen wegen der Trümmer nicht passierbar waren, wurde ab 1947 wieder dreimal in der Woche abgefahren“, so Blaess zu den Anfängen vor 77 Jahren. Dass es gerade in der Anfangszeit noch etwas chaotisch zuging, liegt in der Natur der Sache. Mangels Tonnen stellten die Bürgerinnen und Bürger ihren Müll mehr oder weniger offen an die Straße. Erst zwei Jahre später kam ein wenig mehr Ordnung in das System. Für die fünf Bezirke wurde ein Müllfahrzeug angeschafft, ein Kraftfahrer und drei Mülllader waren im Einsatz. Zwei Jahre später fingen die Bürgerinnen und Bürger an, wenn auch nur sehr zögerlich, sich einheitliche Tonnen zuzulegen. Das Müllaufkommen stieg von 5.000 Kubikmetern im Jahr 1949 auf 12.600 Kubikmeter im Jahr 1953 an. Doch wohin mit dem ganzen Müll? Neben der Aufschüttung tiefer liegender Flächen (Oberndorfstraße) wurden mit dem Müll auch die Bombentrichter verfüllt. 

Im Laufe der Jahre wurde das Müllwesen weiter verbessert und perfektioniert. Weitere Müllwagen wurden angeschafft, die Gemeinden Obrighoven und Lackhausen kamen hinzu und die Abfuhr von Sperrmüll wurde getestet. Die Firma Edelhoff übernahm ab 1972 die Müllabfuhr, erste Sammlungen von Altpapier, Metall und Schadstoffen wurden durchgeführt. Einschneidend war dann ohne Frage die Rückkehr zur städtischen Müllabfuhr im Jahr 1988, nachdem im Jahr zuvor der Vertrag mit der Firma Edelhoff gekündigt worden war. „Ab sofort war das Tiefbauamt zuständig. Gestartet wurde damals mit zwölf Mitarbeitern, sechs Fahrzeugen und 16.500 Gefäßen, die ein Volumen zwischen 120 und 5.000 Litern aufwiesen“, berichtet Blaess.

Handy in einer Handy mit Kartenansicht der App Meldoo

In der Folgezeit gab es auf dem Müllsektor nahezu im Jahresrhythmus Veränderungen. 1988 wurden erstmals Altglas- und Altpapiercontainer aufgestellt. 1991 übernahm das neu gegründete Amt für Stadtreinigung und Umweltschutz die Aufgaben des Tiefbauamtes. 1992 folgte die Verpackungsverordnung und die damit verbundene Einführung des Gelben Sackes. Wurden die Müllgebühren bis dato nach Personen im Haushalt gestellt und abgerechnet, stellte man ab 1993 auf die Größe der Behälter (ab 80 Liter/14 täglich) um. 1994 erlebte die Blaue Tonne ihre Premiere. Dass Wesel nicht gleich für jede Revolution zu haben war, zeigte sich 1997, als die Biotonne zunächst abgelehnt wurde und erst 17 Jahre später eingeführt wurde.

Ein Meilenstein in der Historie des Weseler Müllwesens war sicherlich die Gründung des ASG im Jahr 1998. 

Bis heute genießt der Betrieb für kommunale Dienstleistungen der Stadt Wesel, der sich gemäß seinem Namen um Abfälle, Straßen und Grünflächen der Stadt kümmert, in der Bevölkerung eine hohe Anerkennung. Eine weitere gravierende Veränderung gab es 2005, als der erste von heute zwei Seitenladern zum Einsatz kam. Was damals noch für Staunen sorgte, dass ein Fahrer ohne eine zusätzliche Kraft und ohne sein Auto zu verlassen, die Mülltonnen entleert, ist heute in den Bezirken Bislich, Obrighoven und Ginderich völlig normal.

Als großer Erfolg gilt die Eröffnung des Wertstoffhofes im Jahr 2007. An fünf Tagen in der Woche können die Bürgerinnen und Bürger dort ihren Müll entsorgen - vom Bauschutt über Grünschnitt, Sperrmüll, Altpapier, Metallschrott, Bau- und Abbruchholz, Altglas, Elektrogeräte bis hin zu Textilien und Hausmüll. Der Wertstoffhof verzeichnet seit 2017 über 250.000 Anlieferungen jährlich. Ganz neu seit diesem Sommer ist die Einführung einer digitalen Warteanzeige, um die Wartezeiten am Wertstoffhof in der Werner-von-Siemens-Straße zu minimieren.

Ab 2017 wurden zudem digitale Bürgerservices wie eine Abfall-App und ein Anliegenmanagement mit der App Meldoo eingeführt. Seit 2019 investiert die Müllabfuhr in Assistenzsysteme und neue Fahrzeuge, um die Abfallentsorgung stetig zu verbessern. 2024 startet ein Behälter-ID-System, das eine effizientere Verwaltung und mehr Transparenz für die Bürger bietet. Heute stehen in Wesel für die 13 Mitarbeiter mit ihren acht Fahrzeugen fast 45.600 Abfallbehälter (Restmüll, Altpapier, Bioabfälle) mit einem Volumen von 60 bis 1.100 Litern zur Abholung an den Straßen bereit.

Und das Fazit von Michael Blaess? „Es hat im Laufe der vergangenen 77 Jahre eine Menge Veränderungen bei der Müllabfuhr in Wesel gegeben. Positiv ist sicher, dass die Trennung des Mülls von den Bürgern mitgetragen wird. Dennoch produzieren wir nach wie vor zu viel Müll. Da müsste sich etwas hinsichtlich der Verpackungsverordnung ändern. Denn es gibt mehr Verpackungen denn je“, sagt der technische ASG-Betriebsleiter.

Weitere Infos zum ASG, seinen Dienstleistungen und Tätigkeitsfeldern finden Sie auf www.asg-wesel.de, auf Facebook und Instagram oder in der ASG-App.