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50 Jahre Rathaus Wesel

Rathaus außen
Quelle: Flaggschiff Film

Das Rathaus feiert Geburtstag! Bereits ein halbes Jahrhundert ist das Rathaus am Klever-Tor-Platz in Wesel eine wichtige Adresse für die Menschen in der Stadt. Wie es dazu kam, dass das Rathaus dort gebaut wurde, ist eine kuriose Geschichte.

Die Geschichte des Weseler Rathauses ist ein Sinnbild für die Geschichte der Stadt: Gebaut, zerstört und wiederaufgebaut. Am 2. November 1974 wurde das Gebäude auf dem Klever-Tor-Platz feierlich eröffnet. Es folgte auf das Mathena-Rathaus, das nach dem Krieg 1952 seine Pforten erstmals öffnete. Im Volksmund wurde das Mathena-Rathaus „Zeche Ewald“ genannt. Der Turm des Gebäudes erinnerte an den Förderturm einer Zeche. Da der damalige Bürgermeister Ewald Fournell hieß, bekam das Rathaus den Beinamen „Zeche Ewald“ (nachzulesen im Buch „Wesel. Um drei an der Zeche Ewald!“ von Richard Wolsing). Ende der 1960er Jahre brauchte die Stadtverwaltung mehr Büroräume, da durch die Eingemeindung von Obrighoven-Lackhausen und Flüren im Juli 1969 mehr Personal notwendig wurde. Darüber hinaus hatte die Warenhauskette „Kaufhof“ der Stadt angeboten, das Grundstück zu kaufen, auf dem das Mathena-Rathaus stand. Es lag zentral in der Weseler Innenstadt. Die Weseler Politik entschied das noch recht junge Rathaus abzureißen, die Fläche zu verkaufen und ein neues, funktionales Rathaus zu bauen. Der Weseler Stadtrat hoffte mit seiner Entscheidung, Wesel wieder zu einem wichtigen Einkaufszentrum am Niederrhein zu machen – mit Erfolg. 

Da über die Jahre mehr Aufgaben dazukamen, erweiterte die Stadt knapp zwanzig Jahre später das Rathaus am Klever-Tor-Platz um einen Anbau.

Heute arbeiten im und unmittelbar rund um das Rathaus (zum Beispiel in der Stadtbücherei) fast 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Stadt Wesel.

Rathausjubiläum

Am Samstag, 2. November 2024, feiert das Rathaus Geburtstag. 

  • Die Geburtstagsfeier startet um 10 Uhr mit einer besonderen Veranstaltung für Grundschüler*innen der Klassen 3 und 4. Die Kinder lernen den Ratssaal sowie andere Bereiche des Rathauses kindgerecht kennen. Zudem beraten die Kinder in einer Kinder-Ratssitzung über das Programm des Weltkindertags 2025. Die Ergebnisse sollen im kommenden Jahr umgesetzt werden (Kinderbeteiligung am demokratischen Prozess). Anschließend dürfen die Kinder durch einen Geheimgang im Keller des Rathauses in das Centrum laufen. Dort werden sie gemeinsam mit Mitarbeitenden der Bücherei eine digitale Schnitzeljagd durchführen.
  • Um 13.30 Uhr werden Jugendliche der weiterführenden Schulen und verschiedener Gruppen in Wesel eingeladen, um über die Ergebnisse des Jugend-Beteiligungsprozesses zu diskutieren. Dabei soll auch die Bedeutung der Demokratie vor Ort mit den Jugendlichen besprochen werden.
  • Um 17 Uhr lädt die Stadt Wesel zu einem Jubiläumsempfang ein. Neben Musik werden Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, Archivleiterin Julia Plötzgen sowie Dagmar Ewert-Kruse von der Historischen Rathausfassade über verschiedene Aspekte der Weseler Rathäuser referieren. 
Wer an den Feierlichkeiten teilnehmen möchte, muss sich bis zum 21. Oktober 2024 unter der Mail swen.coralic@wesel.de anmelden. Die Veranstaltungen sind kostenlos.  

Chronik: vier Weseler Rathäuser

Cover "Vier Rathäuser"
Cover "Vier Rathäuser"
  • 1390/1391 Rathaus über dem Fleischhaus (Großer Markt):

    150 Jahre kommt die Stadt Wesel ohne eigenes Rathaus aus. Der Rat tagt beispielsweise in der Schule. 1390/1391 baut die Stadt dann auf dem wenige Jahre zuvor errichteten Fleischhaus – dem Haupt-Handelsort für diese Waren – eine Ratskammer, die 1396/1398 eine prächtige Fassade erhält. 1455 reißt man das Gebäude zugunsten eines Neubaus auf der Südseite des Großen Marktes ab.

  • 1455 – Rathaus im Stil der flämischen Spätgotik: 

    Rathausneubau: Die Einwohner*innen der Stadt werden auch in Wesel einflussreicher und erreichen Rechte zur Selbstverwaltung. Mit dem Rathaus am Großen Markt entsteht in unmittelbarer Nähe des kirchlichen Zentrums unter Zusammenfassung zweier älterer Gebäude ein neuer Prachtbau (errichtet bis 1477). Seine Fassade im Stil der flämische Spätgotik ist bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg weit über die Grenzen der Stadt bekannt. Seit 2017 kann die Fassade mit allen Skulpturen und dem Turm am historischen Hauptplatz Wesels wieder erlebt werden.

  • 1952 – Mathena-Rathaus:

    Das 1952 eingeweihte Rathaus am Mathenaplatz - im Volksmund Zeche Ewald genannt - entsprach keineswegs den ursprünglichen Planungen. Erstellt wurde nur der sogenannte erste Bauabschnitt. Mehr hatte der Rat per Beschluss nicht zugelassen. Das Hauptproblem dieses Rathauses war neben der langfristig zu kleinen Größe vor allem die ausgesprochen lukrative Lage. Als Vertreter der Warenhauskette Kaufhof 1970 der Stadt Wesel anboten, sechstausend Quadratmeter Einkaufsfläche zur Verfügung zu stellen, konnte man nicht nein sagen, denn zu groß waren die städtischen Mühen, Wesel wieder zu dem Einkaufszentrum am Niederrhein werden zu lassen. Zudem war die Stadtverwaltung sowieso schon seit 1960 bemüht, Diensträume auch außerhalb des eigenen Rathauses anzumieten. Vor allem die von Stadtdirektor Dr. Karl Heinz Reuber vorangetriebene kommunale Neugliederung – mit der Eingemeindung von Obrighoven-Lackhausen und Flüren im Juli 1969 – hatte viele zusätzliche Verwaltungsangestellte zur Folge. Somit wäre zumindest ein größerer Umbau des bestehenden Rathauses sowieso unausweichlich gewesen. Das Angebot von Kaufhof wirkte auf diese Pläne wie ein Katalysator, beschleunigte diesen Prozess rapide und lenkte ihn in eine völlig neue Richtung.

  • 1974 – Rathaus Klever-Tor-Platz:

    Das neue Rathaus am Klever-Tor-Platz wird 1974 fertiggestellt. Es ist damit das vierte Rathaus der Hansestadt am Rhein. Im gleichen Jahr erfolgt auch die Begründung der Städtepartnerschaft mit Felixstowe (Großbritannien). Im sogenannten „Centrum“ neben dem neuen Rathaus finden verschiedene Kultureinrichtungen wie die Stadtbücherei und die Volkshochschule ihren Platz.

Wer mehr über die Rathäuser erfahren möchte, findet spannende Geschichten und Hintergründe auf der städtischen Internetseite, www.wesel.de. Zudem widmet sich die Publikation „Studien und Quellen zur Geschichte von Wesel, Nr. 37“ den vier Rathäusern. Das Buch kann über das Stadtarchiv (archiv@wesel.de) für 15 Euro bestellt werden (zuzüglich 3,00 Euro Porto- und Verpackungskosten).

Rathaus Klever-Tor-Platz: 50 Jahre und doch modern, sicher und klima-freundlich

PV-Anlage auf dem Dach des Rathausanbaus
v. l. : Dezernent Dr. Markus Postulka, Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, Thorsten Hummel (Fachbereichsleiter Gebäudeservice) und Christopher Kloß (Klimaschutzmanager)

Das Weseler Rathaus am Klever-Tor-Platz wurde bereits mehrfach saniert. So sind im Rahmen einer Asbest-Sanierung mehrere energetische Maßnahmen umgesetzt worden. Zum Beispiel verfügen die Fenster über Sensoren, die die Heizung regulieren. Darüber hinaus wurde in den vergangenen Jahren die Lichtanlage sukzessive auf LED umgestellt. Dank moderner Fahrstuhltechnik ist das Rathaus barrierefrei. 

Durch die Energiemangellage 2022 wurde das Rathaus „fit“ gemacht für einen möglichen „Black out“. Im Falle eines Stromausfalles kann die Stadtverwaltung durch Notaggregate mehrere Tage weiterarbeiten. Ebenso kann durch einen zusätzlich angebrachten Flüssiggastank die Wärme im Gebäude für mehrere Tage gewährleistet werden.

Auf dem ca. 700 Quadratmeter großen Dach des Anbaus finden insgesamt 80 PV-Module mit einer Leistung von je 405 Watt Platz. Das ergibt eine Gesamtleistung von rund 32,4 kWp. Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass die PV-Module auf dem neuen Gründach errichtet wurden. 

Dazu wurde auf die vorhandene Dachfläche zuerst eine Trenn- und Schutzlage verlegt. Darauf aufbauend folgte die Wasserspeicherschicht. Im Bereich der Dachanschlüsse wurde ein ca. 50 Zentimeter breiter und 5 Zentimeter hoher Kiesstreifen verlegt, um den Randbereich vegetationsfrei zu halten. 

Die eigentlich 8-10 Zentimeter starke Vegetationsschicht wurde dann auf einer Filterschicht angebracht. Gepflanzt wurden insektenfreundliche wilde Wiesen sowie einige Flachballenstauden.

Historisches Rathaus Wesel

Historisches Rathaus vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte auch Wesel über Jahrhunderte ein Rathaus, das im späten Mittelalter (15. Jahrhundert) erbaut wurde. Das Historische Rathaus war eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt Wesel und galt seinerzeit als eines der bedeutendsten Baudenkmäler sowie einer der wertvollsten niederrheinischen Profanbauten der Gotik.

Im Jahre 1455 wurde das Rathaus im flämisch-spätgotischen Stil erbaut. 1476 wurde eine fünfachsige Natursteinfassade vorgesetzt. 1698 – 1700 erfolgte der Anbau der sechsten Achse mit neuem Treppenaufgang und Barockturm.

Das Gebäude prägte fast 500 Jahre lang das Bild des Großen Marktes in Wesel mit. Im Februar 1945 wurde die Stadt Wesel im Zuge des Zweiten Weltkrieges jedoch fast vollständig zerstört, darunter auch das Historische Rathaus.

Was bei einigen anderen historischen Gebäuden gelang, nämlich Sicherung und Wiederaufbau, ist bei dem spätgotischen Rathaus im Rahmen von städtebaulichen Wettbewerben, neuen Architekturformen und den Anforderungen des schnellen Wiederaufbaus nicht realisiert worden. Aufgrund dieser Umstände entstand zunächst ein städtebaulich ungefasster Platzraum, der dem ehemaligen Herzen der Stadt völlig unangemessen war.

Rekonstruierte Historische Rathausfassade

Mit Mitteln aus der Städtebauförderung und vor allem Spenden von Bürger*innen sowie Einnahmen der Bürgerstiftung „Historisches Rathaus Wesel“ konnte die imposante Fassade des Bauwerkes rekonstruiert werden. Insgesamt hat die Rekonstruktion der Historischen Rathausfassade fast 3,5 Millionen Euro gekostet. Über 50 Prozent der Kosten stammen aus Mitteln der Städtebauförderung. Das Projekt konnte jedoch nur dank der unglaublich hohen Summe an Spenden von Bürger*innen (über 1,5 Millionen Euro) realisiert werden.

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