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Neue Broschüre „Denk- und Ehrenmäler in Wesel“

Mauer mit drei Figuren aus Metall
Quelle: Flaggschiff Film

In der Stadt Wesel gibt es zahlreiche Denk- und Ehrenmäler, die an bedeutende Ereignisse oder Personen aus der Stadtgeschichte erinnern. Eine neue Broschüre zeigt ihre Vielfalt.

Denk- und Ehrenmäler sind visualisierte Erinnerungen an die wechselvolle Geschichte der Stadt Wesel. Sie erzählen von Ereignissen und Bürgern, denen eine bedeutende Stellung innerhalb der Stadt zukommt und deren Gedenken bewahrt werden soll. In ihrer dauerhaften Form, aus Stein, edlen und unedlen Metallen oder als lebendige Grünanlage, wirken sie in die Zukunft und machen Geschichte für nachkommende Generationen lebendig und anschaulich. Oft durch bürgerschaftliches Engagement entstanden, haben Denk- und Ehrenmäler auch immer eine gestalterische Funktion in ihrer Umgebung. Sie dienen neben der Kommemoration auch als Orientierungs-, Treff- oder Ruhepunkte im jeweiligen Stadtteil.

Die bisher bestehende Information zu den Denk- und Ehrenmälern im Weseler Stadtgebiet war als ausfaltbarer Flyer gestaltet. Mit der neuen 34-seitigen Broschüre liegt er nun in einer erweiterten und komplett überarbeiteten Fassung vor.

Neue Fotografien und neues Layout

Neue Fotografien von Stephan de Leuw, Flaggschiff Film, und der Stadt Wesel, zeigen die Denk- und Ehrenmäler nun in der Broschüre im frischen Licht. Auch bisher noch nicht enthaltene Denkmäler im Stadtgebiet wurden aufgenommen, wie das Ehrenmal der Weseler Bürger-Schützen in Fusternberg (Nr. 20).

Die neue Broschüre war auch Anlass, die Informationen zu allen Denkmälern durch umfangreiche Recherchen zu überprüfen und die Texte in aller Kürze und übersichtlich neu zu fassen. Für weitergehende Informationen wurde ein Quellenverzeichnis angeschlossen.

Auch das Layout wurde neu gedacht und den Bedürfnissen der Nutzer angepasst. So ist die Broschüre mit Karten versehen, auf denen die Standorte der Denk- und Ehrenmäler in den jeweiligen Stadtteilen nachvollzogen werden können.

Auf diese Weise ist es für Besucher und Einheimische leichter möglich, die für sie interessanten Denk- und Ehrenmäler im Stadtgebiet zu finden und zu erkunden und so in die Weseler Geschichte einzutauchen.

Die Broschüre mit 5.000 Exemplaren in der ersten Auflage wird bei der Stadtinformation, im Rathaus, im Centrum und im Stadtarchiv erhältlich sein.

Beispiele für die Vielfalt der 44 Denk- und Ehrenmäler im Weseler Stadtgebiet

Andenken an Kriegsopfer und Gefallene

Der Hauptteil der Broschüre zu den Denk- und Ehrenmälern wird durch das Andenken an die Opfer der zwei großen Weltkriege, aber auch der Einigungskriege 1864, 1866 und den deutsch-französischen Krieg 1870/71 bestimmt. Hier finden sich 22 Beispiele, die eindrucksvoll an die Opfer und Gefallenen aus Wesel sowie die Vertriebenen aus dem deutschen Osten erinnern. Sie wurden oft auf Initiative von und mit Spenden aus der Bürgerschaft oder durch Vereine aufgestellt und sind in den unterschiedlichsten Formen im Stadtgebiet präsent: mal als reine Gedenksteine oder –tafeln, wie auf dem Friedhof Caspar-Baur-Str. (Nr. 15-17, 19), als ganze Denkmalanlagen mit Grünflächen wie beispielsweise das Ehrenmal am Flürener Weg (Nr. 32) oder aus architektonischen Fragmenten wie beispielsweise einer ionischen Säule an der Gedenkanlage am Lindenberg (Nr. 34) gestaltet. Auch namhafte regionale Künstler wie Eva Brinkman und Hans van Breek haben skulpturale Monumente im Gedenken an die Weltkriege geschaffen. Sie stehen auf und in der Nähe des Friedhofes Caspar-Baur-Str. (Nr. 13, 14) und in Obrighoven (Nr. 25).

Andenken an die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung

Das Gedenken an die Verfolgung und Ermordung jüdischer Weseler Bürger findet sich mit dem jüdischen Mahnmal am Willibrordi-Dom (Nr. 03) und den Stolpersteinen des Künstlers Gunter Demnig im gesamten Stadtgebiet.

Erinnerung an herausragende Persönlichkeiten

Die zweite große Gruppe mit 10 Werken bilden die Denkmäler für herausragende Persönlichkeiten der Stadt Wesel. Allen voran Konrad Duden, der gleich mit zwei Denkmälern, seiner Büste von Andreas Krämmer an der Julius-Leber-Straße und dem Dudenstein im gleichen Stadtteil, Lackhausen, an der Konrad-Duden-Straße verewigt ist (Nr. 27, 28). Im selben Stadtteil hat Andreas Krämmer die „Büste Ida Noddack-Tacke“ (Nr. 26) geschaffen, die für die Entdeckung eines neuen chemischen Elements, Rhenium, bekannt wurde. Darüber hinaus finden sich weitere zeitgenössische Interpretationen von Denk- und Ehrenmälern für bedeutende Persönlichkeiten im Stadtgebiet. Der Künstler Kuno Lange hat davon gleich drei geschaffen. Zum einen den Brunnen am Kornmarkt, mit den Bronzeplastiken der Weseler Originale, dem Langen Heinrich und dem Bienenkönig (Nr. 01), zum anderen seine Interpretation der Figur „Konrad Heresbach“ (Nr. 04), des Prinzenerziehers und Humanisten am Hof der klevischen Herzöge im 16. Jahrhundert, die sich am Großen Markt befindet. Ebenfalls von Kuno Lange stammt die Bronzebüste als Erinnerung an den sogenannten „Marschkönig“ Hermann Ludwig Blankenburg (Nr. 11) gegenüber seinem ehemaligen Wohnsitz an der Blankenburgstraße.

Das älteste und jüngste Beispiel Weseler Erinnerungskultur

Künstlerisch besonders hervorzuheben ist sicherlich das zugleich älteste Denkmal der Stadt Wesel von 1835: das Schilldenkmal (Nr. 21).
Es wurde von Karl-Friedrich Schinkel entworfen, dem preußischen Architekten, Maler, Grafiker und Medailleur. Schinkel prägte maßgeblich die Epoche des Klassizismus und es ist ein besonderes Glück für die Stadt Wesel, ein Werk Schinkels zu besitzen. Aus Berliner Eisenguß gefertigt, entwarf Schinkel für dieses Monument einen klassischen Aufbau, der sich an antiken Vorbildern orientiert. So nutzt Schinkel Merkmale griechischer Tempelarchitektur (einen Giebel mit Akroterien, darunter ein Gesims mit Zahnschnitt). Das Figurenfeld zeigt unter anderem Personifikationen der trauernden Borussia und der geflügelten Viktoria an einem Altar mit einem „malleus“ (Beil) und einer „patera“ (Schale) und nimmt damit Bezug auf die Bildsprache im römischen Opferkult. Das Grabmal wurde am Hinrichtungs- und Begräbnisort der elf Offiziere errichtet. Sie wurden auf den Lippe-wiesen auf Befehl Napoleons hingerichtet, da sie sich dem Aufstand unter Major Schill angeschlossen hatten.

Das jüngste Denkmal im Weseler Stadtgebiet wiederum stammt aus dem Jahr 2019 und erinnert an die jahrhundertealte Fährgeschichte. Die Mundartgruppe Bislich würdigt mit der sogenannten Fährmann-Stele (Nr. 36) am Damm die gefährliche Arbeit der Fährmänner über den Rhein.

Identifikation und Erinnerung an besondere Initiativen, Begebenheiten und Bauwerke Wesels

Die Fährmann-Stele steht auch repräsentativ für die Gruppe der Denk- und Ehrenmäler verschiedener Berufsgruppen und lokaler Identifikationsfiguren wie auch der Feldmarker Bauer und Kappes on Klompe in Büderich (Nr. 30, 42).

Aber auch Grabdenkmäler in Diersfordt (Nr. 35), die Stiftertafel von Eva Brinkman am Altenheim am Dom (Nr.02) und Gedenksteine für verlorene Kirchen und Kapellen (Nr. 39, 41) sind Beispiele für die thematische Vielfalt der Denk- und Ehrenmäler.
Sogar sakrale Objekte wie die Pietá am Rhein (Nr. 38) finden sich in neuer Funktion als Denkmal in der neuen Broschüre wieder. Ursprünglich befand sie sich in der Kirche St. Johannes in Bislich und erinnert heute am neuen Aufstellungsort am Damm/Marwick an die Landung der Alliierten am Rhein im Jahr 1945 und die Einnahme des Ortes Bislich.

Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, Lipperhey-/ Caspar-Baur-Straße

Skulptur aus Metall
Quelle: Flaggschiff Film

Das Mahnmal, das uns heute als Ort für dieses Pressegespräch dient, stammt aus dem Jahr 1964 und erinnert an die Zerstörung Wesels im zweiten Weltkrieg. 97% des Stadtgebietes wurden im Jahr 1945 durch Bombenangriffe dem Erdboden gleichgemacht, viele Bürgerinnen und Bürger fanden den Tod.

Der Künstler Hans van Breek schuf in Erinnerung an diese tragische Begebenheit die Skulptur, vor der wir heute stehen. Sie wurde zum 19. Jahrestag der Zerstörung Wesels am 16. Februar 1964 eingeweiht. Die Bronzeskulptur verkörpert einen über die Sinnlosigkeit des Krieges verzweifelten Menschen, der kniend seine Arme zur Klage erhebt.

Der Künstler Hans van Breek, eigentlich Hans Breker, war der Bruder Arno Brekers, letzterer war als Bildhauer in der NS Zeit sehr erfolgreich. Um Verwechslungen zu vermeiden und sich deutlich vom Werk seines Bruders abzuheben, änderte Hans Breker seinen Namen zu van Breek. Er stammte aus Wuppertal und studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie. 1945 wurde der Villa Romana-Preisträger an die Hochschule für Architektur und Kunst im Weimar als Professor auf Lebenszeit berufen. Hans van Breek schuf nicht nur in Wesel Mahnmale zur Erinnerung an Krieg und Zerstörung. Auch in Monheim am Rhein und in Wuppertal befinden sich Skulpturen van Breeks mit diesem Thema.

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