Andenken an Kriegsopfer und Gefallene
Der Hauptteil der Broschüre zu den Denk- und Ehrenmälern wird durch das Andenken an die Opfer der zwei großen Weltkriege, aber auch der Einigungskriege 1864, 1866 und den deutsch-französischen Krieg 1870/71 bestimmt. Hier finden sich 22 Beispiele, die eindrucksvoll an die Opfer und Gefallenen aus Wesel sowie die Vertriebenen aus dem deutschen Osten erinnern. Sie wurden oft auf Initiative von und mit Spenden aus der Bürgerschaft oder durch Vereine aufgestellt und sind in den unterschiedlichsten Formen im Stadtgebiet präsent: mal als reine Gedenksteine oder –tafeln, wie auf dem Friedhof Caspar-Baur-Str. (Nr. 15-17, 19), als ganze Denkmalanlagen mit Grünflächen wie beispielsweise das Ehrenmal am Flürener Weg (Nr. 32) oder aus architektonischen Fragmenten wie beispielsweise einer ionischen Säule an der Gedenkanlage am Lindenberg (Nr. 34) gestaltet. Auch namhafte regionale Künstler wie Eva Brinkman und Hans van Breek haben skulpturale Monumente im Gedenken an die Weltkriege geschaffen. Sie stehen auf und in der Nähe des Friedhofes Caspar-Baur-Str. (Nr. 13, 14) und in Obrighoven (Nr. 25).
Andenken an die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung
Das Gedenken an die Verfolgung und Ermordung jüdischer Weseler Bürger findet sich mit dem jüdischen Mahnmal am Willibrordi-Dom (Nr. 03) und den Stolpersteinen des Künstlers Gunter Demnig im gesamten Stadtgebiet.
Erinnerung an herausragende Persönlichkeiten
Die zweite große Gruppe mit 10 Werken bilden die Denkmäler für herausragende Persönlichkeiten der Stadt Wesel. Allen voran Konrad Duden, der gleich mit zwei Denkmälern, seiner Büste von Andreas Krämmer an der Julius-Leber-Straße und dem Dudenstein im gleichen Stadtteil, Lackhausen, an der Konrad-Duden-Straße verewigt ist (Nr. 27, 28). Im selben Stadtteil hat Andreas Krämmer die „Büste Ida Noddack-Tacke“ (Nr. 26) geschaffen, die für die Entdeckung eines neuen chemischen Elements, Rhenium, bekannt wurde. Darüber hinaus finden sich weitere zeitgenössische Interpretationen von Denk- und Ehrenmälern für bedeutende Persönlichkeiten im Stadtgebiet. Der Künstler Kuno Lange hat davon gleich drei geschaffen. Zum einen den Brunnen am Kornmarkt, mit den Bronzeplastiken der Weseler Originale, dem Langen Heinrich und dem Bienenkönig (Nr. 01), zum anderen seine Interpretation der Figur „Konrad Heresbach“ (Nr. 04), des Prinzenerziehers und Humanisten am Hof der klevischen Herzöge im 16. Jahrhundert, die sich am Großen Markt befindet. Ebenfalls von Kuno Lange stammt die Bronzebüste als Erinnerung an den sogenannten „Marschkönig“ Hermann Ludwig Blankenburg (Nr. 11) gegenüber seinem ehemaligen Wohnsitz an der Blankenburgstraße.
Das älteste und jüngste Beispiel Weseler Erinnerungskultur
Künstlerisch besonders hervorzuheben ist sicherlich das zugleich älteste Denkmal der Stadt Wesel von 1835: das Schilldenkmal (Nr. 21).
Es wurde von Karl-Friedrich Schinkel entworfen, dem preußischen Architekten, Maler, Grafiker und Medailleur. Schinkel prägte maßgeblich die Epoche des Klassizismus und es ist ein besonderes Glück für die Stadt Wesel, ein Werk Schinkels zu besitzen. Aus Berliner Eisenguß gefertigt, entwarf Schinkel für dieses Monument einen klassischen Aufbau, der sich an antiken Vorbildern orientiert. So nutzt Schinkel Merkmale griechischer Tempelarchitektur (einen Giebel mit Akroterien, darunter ein Gesims mit Zahnschnitt). Das Figurenfeld zeigt unter anderem Personifikationen der trauernden Borussia und der geflügelten Viktoria an einem Altar mit einem „malleus“ (Beil) und einer „patera“ (Schale) und nimmt damit Bezug auf die Bildsprache im römischen Opferkult. Das Grabmal wurde am Hinrichtungs- und Begräbnisort der elf Offiziere errichtet. Sie wurden auf den Lippe-wiesen auf Befehl Napoleons hingerichtet, da sie sich dem Aufstand unter Major Schill angeschlossen hatten.
Das jüngste Denkmal im Weseler Stadtgebiet wiederum stammt aus dem Jahr 2019 und erinnert an die jahrhundertealte Fährgeschichte. Die Mundartgruppe Bislich würdigt mit der sogenannten Fährmann-Stele (Nr. 36) am Damm die gefährliche Arbeit der Fährmänner über den Rhein.
Identifikation und Erinnerung an besondere Initiativen, Begebenheiten und Bauwerke Wesels
Die Fährmann-Stele steht auch repräsentativ für die Gruppe der Denk- und Ehrenmäler verschiedener Berufsgruppen und lokaler Identifikationsfiguren wie auch der Feldmarker Bauer und Kappes on Klompe in Büderich (Nr. 30, 42).
Aber auch Grabdenkmäler in Diersfordt (Nr. 35), die Stiftertafel von Eva Brinkman am Altenheim am Dom (Nr.02) und Gedenksteine für verlorene Kirchen und Kapellen (Nr. 39, 41) sind Beispiele für die thematische Vielfalt der Denk- und Ehrenmäler.
Sogar sakrale Objekte wie die Pietá am Rhein (Nr. 38) finden sich in neuer Funktion als Denkmal in der neuen Broschüre wieder. Ursprünglich befand sie sich in der Kirche St. Johannes in Bislich und erinnert heute am neuen Aufstellungsort am Damm/Marwick an die Landung der Alliierten am Rhein im Jahr 1945 und die Einnahme des Ortes Bislich.