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Übergabe des Denkmals „V-Zeichen am Rhein“ zur Erinnerung an den Aufenthalt von Winston Churchill im März 1945 in Wesel

Hörstein Liberation Route

Die Liberation Route Europe ist eine zertifizierte Kulturroute des Europarates, die Menschen, Orte und Ereignisse miteinander verbindet. So wird an die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus erinnert.

Die Stadt Wesel ist über das Stadtarchiv seit 1. Januar 2020 Mitglied im Liberation Route NRW e. V. Dr. Heiko Suhr vom Stadtarchiv vertritt die Stadt Wesel im Vorstand des deutschen Dachverbands Liberation Route Germany.

Um an die Geschichte zu erinnern, werden sogenannte Hörsteine oder Audiospots aufgestellt. Dieses Projekt startete 2008 in der Region Arnhem-Nijmegen. Mittlerweile gibt es mehr als 200 Audio-spots in den Niederlanden und in Deutschland. An jedem Audiospot befindet sich eine Hinweistafel zu einer besonderen Geschichte des jeweiligen Ortes - meist an einem Findling befestigt und auf Deutsch, Englisch oder Niederländisch geschrieben. Vor allem ist es aber möglich, über einen QR-Code ein historisches Hörspiel von wenigen Minuten Länge abzurufen. Das Hörspiel ist in drei Sprachen verfügbar.

Zum Hörstein hat die Stadt Wesel einen Flyer veröffentlicht, der neben dem Hörstein wichtige Spuren des Zweiten Weltkrieges in Wesel auf einer etwa dreißig Kilometer langen Fahrradtour verbindet. Hörstein und Flyer erinnern an den Besuch des britischen Premierministers Winston Churchill im März 1945 in Wesel. Dabei entstand eines der bekanntesten Fotos des gesamten Weltkrieges.

Projekte

Die Umsetzung des Churchill-Hörsteins ist das Ergebnis einer Teamarbeit unter Federführung des Weseler Stadtarchivs.

Der Findling stammt aus der Auskiesung Pettenkaul der Firma Hülskens in Wesel-Ginderich. Die Firma Hülskens hat den Findling großzügig gesponsort. Es handelt sich um magmatisches Tiefengestein, das in etwa 8 bis 10 Kilometer Tiefe vor 250 bis 540 Millionen Jahren entstanden ist. Der Transport und die Aufstellung des fast zwei Tonnen schweren Findlings war nur möglich durch die Unterstützung des ASG Wesel.

An der Aufstellung war ferner das städtische Team Bauleitplanung beteiligt. Der Flyer entstand in einer Kooperation des Stadtarchivs mit der WeselMarketing GmbH.

Dass der Findling an diesem historischen Ort aufgestellt wird, war nur möglich durch eine Kooperation mit dem Deichverband Duisburg-Xanten. Das Grundstück, auf dem der Stein aufgestellt wurde, gehört dem Deichverband. Auch mit der Düsseldorfer Bezirksregierung, die eine deichaufsichtliche Genehmigung zur Aufstellung erteilt hat, wurde eng zusammengearbeitet.

Liberation Route e. V. 

Die Stadt Wesel ist seit Anfang 2020 ein starker und aktiver Partner des Liberation Route NRW e.V. Zusammen mit 11 weiteren Kommunen, einigen lokalen Geschichtsvereinen und Privatpersonen verfolgt sie das Ziel, die Idee einer transnationalen Erinnerungskultur und touristische Angebote zu verknüpfen. Dazu werden nicht nur lokale Geschichten präsentiert, sondern die Ereignisse werden in den historischen Kontext eingebettet.

2019 wurde ein Antrag beim Land Nordrhein-Westfalen gestellt zur Förderung von zehn Hörsteinen. Die Gesamtkosten des Projekts lagen bei etwa 97.000 Euro. 77 Prozent davon stammen aus Mitteln des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Das Ziel dieser Steine ist die audiovisuelle Vermittlung bestimmter repräsentativer Geschichten. Zusammen erötern sie in einem europäischen Kontext, was Befreiung bedeutet, wie diese erlebt wurde und wie diese in Europa vermittelt werden kann.

Der Hörstein „V-Zeichen am Rhein“ ist ein bestmögliches Beispiel für diese Zielsetzung. Besuchern*innen der Region wird dazu eine Radtour durch die schöne Landschaft und zu den historisch bedeutsamen Orten angeboten.

Besuch Churchills

In der Nacht vom 23. auf den 24. März 1945 waren britische, amerikanische und kanadische Truppen bei Wesel, Dinslaken, Bislich und Rees über den Rhein gegangen. Die Überquerung des deutschen Schicksalsflusses durch alliierte Eliteeinheiten war nicht nur militärisch-strategisch, sondern auch symbolisch von großer Wichtigkeit.

Eines der bekanntesten Fotos des gesamten Krieges wurde schließlich am 25. März 1945 in Büderich auf dem Balkon des Hotels „Wacht am Rhein“ aufgenommen. Es zeigt den britischen Premierminister Winston Churchill, Field Marshall Bernhard Montgomery als Oberbefehlshaber der alliierten Bodentruppen in Europa und US-General Dwight D. Eisenhower als Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Nordwesteuropa. Der Hintergrund war, dass Churchill bei einem Frontbesuch spontan die Gelegenheit nutzen wollte, auf das andere Rheinufer zu blicken. Churchill hat dann gar noch das andere Rheinufer und mit Montgomery die Reste der zerstörten Rheinbabenbrücke besichtigt und kehrte erst nach Beschuss durch deutsche Artillerie wieder um.

Churchill hatte von Anfang an die Signalwirkung seiner Reise erkannt. Die Fotos gingen um die Welt und zeigten, dass der Rhein überquert worden war und Deutschland damit unmittelbar vor der Niederlage stand. Daher ist auch das von Churchill siegessicher in die Kamera gehaltene Victory-Zeichen namensgebend für den ersten Weseler Hörstein.

Farradroute

Zusätzlich zur Hörstation wurde eine Radrundtour mit dem Themenschwerpunkt Zweiter Weltkrieg in Wesel entwickelt. Dazu gehören neben dem Hörstein fünf weitere Anlaufpunkte, u. a. Spuren des Kriegsgefangenenlagers in Büderich oder die Pieta am Rheindeich in Bislich zur Erinnerung an das Kriegsende. Die etwa 32 Kilometer lange Radtour enthält zwei Rheinüberquerungen, eine über die Niederrheinbrücke und eine mittels der Fähre „Keer Tröch II“, dessen Fährzeiten zu beachten sind.

Die Route basiert auf dem Rad-Knotenpunktnetz des Landes NRW und ist daher einfach zu verfolgen. Auch ein GPS-Track für genaueste Navigation steht im Internet bereit. Diese Tour ergänzt das naturnahe aktiv-touristische Angebot Wesels um eine weitere Rundtour. Diese verbindet entlang des Rheins naturnahen Tourismus und bewegte Geschichte.