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Stadtarchiv digitalisiert den Dia-Nachlass von Hermann Josef Brand

Berliner Tor
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Stadtarchiv Wesel / Nachlass Brand

Hermann Josef Brand hat in jahrzehntelanger Arbeit das größte private Bildarchiv Wesels zusammengetragen. 1997 war die Sammlung auf fast 11.000 Dias angewachsen. Er hat mit Erfolg das alte, 1945 unwiederbringlich zerstörte Wesel, Straße um Straße geordnet – rekonstruiert.

Mit dem Förderprogramm „WissensWandel“ unterstützt der Deutsche Bibliotheksverband Bibliotheken und Archive seit November 2020 bei ihrer digitalen Weiterentwicklung. Auch das Stadtarchiv Wesel hat sich erfolgreich um das stark nachgefragte Projekt beworben. Dabei hat die Stadt Wesel rund 10.000 Euro an Fördermittel erhalten. Zusammen mit einem Eigenanteil von rund 1.000 Euro konnte die vollständige Digitalisierung der etwa 11.000 Dias von Hermann Josef Brand ermöglicht werden.

Das Stadtarchiv hat über eine Förderung des Landschaftsverband Rheinland außerdem den Erhalt der Original-Dias sichergestellt. Das Förderprogramm „Landesinitiative Substanzerhalt“ stellte spezielle Archivkartons zur Verfügung, in denen die Dias zukünftig sicher gelagert werden. Die ursprünglichen Plastik-Verpackungen hätten das kostbare Original langfristig gefährdet.

Nach der Digitalisierung fließen die Bilder in das digitale Bildarchiv des Stadtarchivs ein. Hier werden sie weiter erschlossen (sortiert) und zugänglich gemacht. Dafür dient das bewährte Klassifikationssystem des Stadtarchivs. Recherchen werden dann z. B. nach Straßen, Stadtteilen, Personen, Amtsträger*innen, einzelnen Gebäuden, Denkmälern oder Sehenswürdigkeiten möglich sein. Eine Volltextrecherche ist ebenso möglich. Mittelfristig soll das gesamte Dia-Archiv von Herrn Brand – soweit es die Urheberrechte erlauben – aber auch weltweit über die Online-Recherche zugänglich sein. Das Stadtarchiv bekommt 2023 eine neue Software zur Erschließung der Archivbestände. Aus diesem Programm ist ein Export der Daten in das nordrhein-westfälische Online-Archiv-System möglich. Von dort aus wiederum stehen die Daten in deutschen, europäischen und weltweiten Archivverbünden zur Verfügung.

Die Digitalisierung erfolgte bei der Haus Freudenberg GmbH. Es war besonders wichtig, einen Dienstleister zu finden, der das Stadtarchiv Wesel kennt. Das Team von Haus Freudenberg hat beispielsweise bereits sämtliche Standesamtsunterlagen des Stadtarchivs digitalisiert.

Um Dias zu digitalisieren, müssen diese unter anderem einzeln gereinigt und mit einer sehr hohen Auflösung gescannt werden – Auflösung 3600 DPI (sechs Mal so hoch wie die höchste Stufe gewöhnlicher Scanner). Gespeichert wird in einem verlustfreien Datei-Format (TIF). Durch die besonders hohe Auflösung haben die Bilder im Schnitt eine Größe von etwa 100 MB. Dadurch haben die Dias zusammengenommen mehr als ein Terabyte Größe. Wer sich durch die Bilder schnell durchklicken möchte, kann dazu auch komprimierte Daten im bekannten JPG-Dateiformat nutzen.

Warum ist die Digitalisierung gerade von Dias so wichtig?

Einerseits nimmt mit der Zeit die Qualität des Trägermediums ab. Andererseits sind Dias im Lesesaal des Stadtarchivs für private und wissenschaftliche Nutzer nicht zugänglich. Es gibt keinen Dia-Projektor. Zudem wäre die Durchsicht von 11.000 Dias etwas mühsam. Aus diesem Grund wurde das Bildmaterial bisher nur vom Stadtarchiv selber genutzt, u. a. für die Publikation „Kinderbilder Wesel 1900– 1960“, für die monatlichen historischen Artikel auf der städtischen Internetseite sowie für Ausstellungen und Publikationen. Mit dem digitalen, kostenlosen Zugang zu den Daten haben ab sofort auch Genealogen, interessierte Weseler Bürger*innen aber auch Forschende die Möglichkeit, die Bilder für ihre Zwecke zu nutzen.

Sobald die Daten in das nordrhein-westfälische Online-Archiv-System übertragen worden sind (voraussichtlich 2023), wird die Stadt Wesel einen Link zu den Online-Daten auf der städtischen Internetseite, www.wesel.de, veröffentlichen. Bis dahin können Nutzer*innen das Material im Stadtarchiv (zu den Öffnungszeiten) durchsehen.