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Ginderich

Der der Überlieferung nach älteste Marienwallfahrtsort am Niederrhein ist der 1190 erstmals bezeugte Kirchspielsort Ginderich (Gindrike). Die Wallfahrt soll schon zu Zeiten des Kölner Erzbischofs Anno II. (1056-1075) bestanden haben und wurde erst im 17. Jahrhundert eingestellt. Die Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt, die 1190 dem Stift Xanten vom Kölner Erzbischof geschenkt wurde, beherbergt noch heute das Gnadenbild, eine Sitzmadonna von ca. 1300; der Kirchbau besteht aus einem romanischen Kirchturm (um 1220) und einem gotischen Langhaus aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts. Im Jahr 2006 wurde Ginderich wieder zum Wallfahrtsort erhoben.

Zum Kirchspiel und dem 1348 zuerst genannten Gerichtsbezirk Ginderich gehörten die Bauerschaften Werrich - wo vermutlich im Jahre 70 n.Chr. die entscheidende Schlacht des Bataveraufstandes stattfand, in der die Römer die Bataver unter ihrem Anführer Civilis besiegten -, Perrich, Poll und Gest. Das Gericht gehörte zum Weseler Hegemal, bevor es 1390 den Rechtszug nach Kalkar erhielt. Das im selben Jahr durch Graf Adolf von Kleve verliehene Schöffensiegel zeigt im Vierpaß Muttergottes mit Kind sowie zu beiden Seiten ein Schild mit dem klevischen Wappen.

Das Kirchspiel Ginderich umfaßte 1787 eine Fläche von 1.944 Hektar, zählte 566 Einwohner und war bis zur Neuordnung durch die Franzosen 1798 Teil des Richtamtes Büderich. Die neue Gemeinde Ginderich bildete zwei Jahre später zusammen mit der Gemeinde Büderich die Bürgermeisterei Büderich. Eine Zusammenlegung der beiden Gemeinden erfolgte 1850. Im Rahmen der Kommunalen Neugliederung wurde die Bürgermeisterei Büderich mit Ginderich 1975 nach Wesel eingemeindet.

Das Kirchspiel Ginderich war bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges von der Landwirtschaft geprägt. Auf einigen großen Höfen wurde von der Mitte des 19. Jahrhunderts an bis etwa 1960 Sauerkraut hergestellt; der Vertrieb wurde durch die Bahnanschlüsse 1874 und 1878 (Boxteler Bahn) begünstigt. Seit dem Spätmittelalter ist auch Fischfang in der am Rhein gelegenen Bauerschaft Werrich für den Weseler Markt bezeugt. In Perrich gab es seit 1885 eine kleine Werft, die nach 1945 nach Wesel übersiedelte. Ansiedlung von Industrie gab es erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Im Anschluß an die siebenmonatige Renovierung der Gindericher Kirche im Jahr 2005 wurde die Kirche durch Bischof Reinhard Lettmann wieder offiziell in den Kreis der Wallfahrtsorte des Bistums aufgenommen.

Ortsvorsteher der Gemeinde Ginderich

von bis Name
1798 1800 Bernhard Tenhaef
1846 1850 Johann Heinrich Terlinden
1900 1913 Hermann Viktor Krebber
1913 1933 Wilhelm Krebber